Ich kann mich nicht daran erinnern, je so ein märchenhaft feines Rayas verkostet zu haben.
Was die Appellation Chateauneuf-du-Pape anbelangt, bleibt das Image des Jahrgangs 2007 heute sehr kontrovers. Während die einen (vielleicht wegen der Bewertungen von Parker) behaupten, es sei der beste Jahrgang überhaupt, welcher abgefüllt worden sei, werfen ihm die Liebhaber mit dem raffinierten europäischen Geschmack seine exzessive Überschwänglichkeit. Im Rayas 2007 lässt sich dieser Makel nicht erkennen. Obwohl… Es ist, als ob die Kraft, ja vielleicht die Wucht, welche sich in mehreren Jahren ausdrucken dürfte, heute völlig unter der Kontrolle geraten wäre. Also doch eine eiserne Hand in einem Samthandschuh? Zum Glück nicht nur. Im Bouquet strömen expressive Aromen gebrannter Erde und Zeichenkohle, von schwarzen Johannisbeeren und Kirschen, von Trüffeln und schwarzem Pfeffer. Diese multidimensionale Nase wirkt frisch und subtil, wie in einem Blatt Seidenpapier verpackt. Als zweite Schicht tanzt eine feine Note Himbeerlikör, man lässt sich gerne verführen. Man denkt an das Bateau ivre von Arthur Rimbaud, folgt dem Rhythmus des genauso komplexen wie rätselhaften Saftes, er droht, sich in allen möglichen Richtungen zu entfalten, obwohl der Wein doch eine klare, reintönige Struktur hat. Die Rasse wird sich im Verlauf der nächsten Jahre entwickeln, aktuell schwankt der Gaumen zwischen Seidigkeit und Samtigkeit, die Tannine zeigen sich straff, druckvoll, aber auch mit einer delikaten Süsse ausgestattet. Die Säure trägt das Ganze elegant und erfrischend. Es ist Klasse und zugleich sehr weit von einem klassischen Chateauneuf 2007. Irgendwann möchte oder müsste ihm ein Hommage à Jacques Perrin vom gleichen Jahrgang gegenübergestellt werden. 19.5/20
Der Rayas 2007 ist verfügbar bei Albert Reichmuth AG
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