Lafite-Rothschild 2010

Es bringt immer wieder etwas, sich über Anlässe und Veranstaltungen  richtig zu orientieren. Denn das Haus Albert Reichmuth – La Galerie du Vin bot letztes Wochenende, vom 24. bis zum 26. Oktober 2013 erneut die Gelegenheit, sich mit ein paar genialen Bordeaux-Weine des Jahrgangs 2010 zu befassen. Darunter der Lafite-Rothschild 2010.

So betörend kann Wein sein! Bei der ersten Nase musste ich gerade an Emile Peynaud denken, der einmal in einer französischen Kultur- bzw. Literatursendung namens „Apostrophes“ die Kunst des Schwingens des Weines in einem Glas  erklärte, damit alle verschiedenen Gerüche voll zur Geltung kommen. Nach seiner minutenlangen Darlegung träumte man von einer Begegnung zwischen dem berühmtesten und unersetzlichsten Önologen der Welt und diesem Lafite-Rothschild 2010. Schwingen oder stossweise Schwingen, damit sich alle Düfte entfalten. Denn diese erste Nase zeigt sich besonders filigran und delikat.  Es ist wie Seidenpapier, welches man mit einer Feder flüchtig  berührt . Bereits in diesem Stadium wirkt die Nase wie pure Magie. Wie kann man es in einem Jahrgang schaffen, welcher zu viel Säure, zu viel Alkohol, zu viel Tannin hat, einem Weinliebhaber eine Gänsehaut herbei zu zaubern? Schwingen wir!

carruades2010Es entwickeln sich unverwechselbare Düfte von Zedernholz, verhaltenen schwarzen Johannisbeeren, Unterwald an einem sonnigen Tag, etwas Kakao und einem Hauch Pfeffer. Das Holz ist bereits perfekt eingebunden. Eine feine, ja sogar ganz subtile Graphitnote verleiht diesem Wein neue Flügel und das Ganze ist einfach unwiderstehlich. Ich habe den Lafite drei Mal verkostet, zweimal den Carruades.  Ich kann mir einfach nicht vorstellen, warum der zweite so teuer ist. Kaufen Sie sich als Alternative eher Duhart-Milon. Wir werden ihn in einer späteren Notiz beschreiben …

Die Assemblage aus 87.2% Cabernet Sauvignon und 12.8% Merlot lässt nichts Entscheidendes über beide Rebsorten erahnen. Keine Paprikaschoten, keine Pflaumennoten, keine Schokoladennote… Wenn schon die Warmherzigkeit des Merlots und die Eleganz des Cabernet Sauvignon in einem grossen Jahrgang. Was sich auch im Antrunk bestätigt. Das Team um Charles Chevallier, Geschäftsleiter, Régis Porfilet, Weinberg-Verantwortlicher und Christophe Congé, Kellermeister hat buchstäblich beide Rebsorten transzendiert. Es ist nicht mehr Wein, es ist hoffentlich auch keine  Preziosität, sondern einfach ein fabelhaftes Erzeugnis, welches man gerne im eigenen Keller haben möchte.

lafite2010Der Gaumen zeigt sich filigran, ausgefeilt, poliert. Die feine Säure spielt mit der Frische. Es ist eine neue Dimension des Raffinements und alle Komponenten sind extrem subtil. Die Fruchtigkeit (schwarze Johannisbeeren und Waldbeeren), aber auch die Würze gestalten diesen Wein besonders delikat und generös. Auch der Alkohol (13.5%) bleibt moderat und wunderschön eingebunden. Aktuell zeigen einfach die Tannine, dass der Lafite 2010 noch lange Jahre beanspruchen wird. Dieser Wein dürfte einige von uns problemlos überleben. Gigantisch. 19.5/20.

 

Der Chateau Lafite-Rothschild 2010 ist u.a. bei Albert Reichmtuh verfügbar.

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