Der Supertoskaner Siepi der Tenuta Mazzei
Ein Toskanischer Klassiker

Der Siepi der Tenuta Mazzei (Link) ist einer der ikonischsten Supertoskaner-Weine. Als Toscana IGT klassifiziert, bricht er mit den traditionellen Vorschriften des Chianti Classico und vereint den einheimischen Sangiovese mit dem internationalen Merlot zu einem eleganten, kraftvollen Rotwein. Seit seinem Debüt im Jahr 1992 hat Siepi (Link) nicht nur die moderne toskanische Weinproduktion geprägt, sondern wird von Kritikern wie Gambero Rosso als einer der „50 Weine, die den Stil der italienischen Weine verändert haben1 gefeiert – eine Liste des renommierten italienischen Weinmagazins und -führers Gambero Rosso, die wegweisende Weine ehrt, die den italienischen Weinbau durch Innovation und Stilwandel revolutioniert haben. Dieser Bericht beleuchtet die Geschichte des Weinguts, die Entstehung des Siepi, seine Produktion sowie sensorische Profile.

(c)Castello Fonterutoli

Die Geschichte von Tenuta Mazzei

Die Mazzei-Familie (Link) zählt zu den ältesten Weinproduzenten der Toskana. Seit 1435 – das sind 25 Generationen – betreiben sie Weinbau am Castello di Fonterutoli im Herzen des Chianti Classico, einer Region, die das Gut seit dem 11. Jahrhundert umfasst. Der Siepi-Vineyard selbst, der dem Wein seinen Namen gibt (bedeutet „Hecke“ oder „Zaun“ auf Toskanisch), wird seit dem 15. Jahrhundert von der Familie bewirtschaftet und diente lange als Modellgut mit Fokus auf nachhaltige Landwirtschaft.

Das Jahr 1985 markierte einen Wendepunkt: Die Mazzeis pflanzten erstmals Merlot-Reben im Siepi-Vineyard an, um der traditionelle Sangiovese mit internationalen Sorten zu ergänzen – ein rebellischer Akt gegen die strengen DOC-Regeln, der den Supertoskaner-Boom einleitete. Heute umfasst das Portfolio von Mazzei Weingüter in Chianti Classico (Fonterutoli, inklusive des modernen Sangiovese-Cru Ipsus (Link) aus dem Podere Il Caggio, der seit 2015 als Chianti Classico Gran Selezione die 600-jährige Tradition der Familie mit Präzision und Terroir-Authentizität ehrt), Maremma mit Belguardo (Link) und Sizilien mit Zisola (Link), doch Siepi bleibt das Flaggschiff von Fonterutoli. Die Familie betont Nachhaltigkeit: Biodiversität durch umliegende Wälder und ein ausgewogenes Ökosystem sind zentrale Prinzipien.

Die Verkostung

Siepi 1997, Toscana IGT

Ein Jahrgang, der bestimmt aus zwei Gründen ausgewählt wurde. Erstens, weil es sich um einen sehr jungen Jahrgang handelte, erst den sechsten für diesen Supertoskaner, und zweitens, um seine hervorragende Lagerfähigkeit unter Beweis zu bringen. Vor nicht allzu langer Zeit glaubten viele Weinliebhaber nicht, dass italienische Weine altern können… Dieser Wein, die anderen Jahrgänge übrigens auch, zeigt, dass Siepi wirklich eine Klasse für sich ist. Obwohl sowohl die Farbe als auch die erste Nase auf einen reifen Wein hindeuten, erwacht dieser nach einer Weile. Elegant, raffiniert, mit guter Kraft und immer noch spürbarer Tiefe bietet er ein harmonisches Bouquet aus Pflaumen, gekochten Pflaumen, Pfeffer, Leder, das sich weiterentwickelt und uns zeigt, dass er noch nicht am Ende seines Lebens angelangt ist. Über drei Tage verkostet und zeigt noch keine negative Entwicklung. Auch wenn es ratsam wäre, diesen Jahrgang nicht zu lange zu lagern, da Abweichungen von Flasche zu Flasche immer möglich sind. Ich möchte hier auf Jean-Marc Quarin, den Bordeaux-Experten, verweisen. Er ist der Überzeugung, dass es keine großen Weine gibt, sondern nur große Flaschen. Vollmundig, ausgewogen am Gaumen mit guter Struktur, zarten und generösen Tanninen (viel Sediment im Glas), immer noch eine gewisse Finesse, die Säure unterstützt weiterhin das Ganze und ist dabei sehr gut integriert. Aromatisch im Einklang mit dem Bouquet bleibt der Jahrgang 1997 sehr schön, aber man muss sich damit abfinden, ihn auszutrinken. 17.5-17.75/20 (91-92/100).

Siepi 2019, Toscana IGT

Wieder einmal eine bemerkenswerte Leistung bei diesem Jahrgang. Die Nase ist verführerisch, durchaus konzentriert, harmonisch, komplex und äußerst reintönig. Dieser Wein hat zweifellos einen edlen Pedigree, und die Abfolge der Jahrgänge bringt die besonders edle und raffinierte Identität des Cru wunderschön zur Geltung. Aus dem Glas strömen betörende Düfte nach schwarzen Kirschen, Brombeeren, Heidelbeeren, Lakritz, aber auch Sauerkirschen und Pruneaux d’Agen. Die Mineralität ist 2019 ausgeprägter als in den anderen Jahrgängen. Man könnte viel Zeit mit diesem Bouquet verbringen und immer wieder neue Eindrücke entdecken. Wie diese schwarzen Trüffel, die sich entfalten, begleitet von Veilchen und für die Region typischen Kräutern. Eine Nase, um sich zu verlieben, mit einem grossen Potenzial. Am Gaumen ist der Siepi 2019 vollmundig, saftig, raffiniert, elegant und weist dennoch das charakteristische, edle Profil des Crus. Er hat viel Fleisch am Knochen, und zeigt sich unglaublich sinnlich. Die Tannine sind feinkörnig und raffiniert, die Säure perfekt integriert und erfrischend, die besonders geschmackvollen Aromen passen zum Bouquet, der Alkohol verschmilzt mit den anderen Komponenten, der salzige/würzige Abgang, in dem die Gerbstoffe sich merken lassen, ist sehr lang und vom Sangiovese geprägt. Im Gegensatz zu den anderen Jahrgängen konnte dieser nur einmal verkostet werden, bei einem Freund. 18.5-18.75/20 (95-96/100).

Siepi 2022, Toscana IGT

Wie alle Jahrgänge, die freundlicherweise von der Tenuta Mazzei und der Presseagentur zur Verfügung gestellt wurden, die am 23. September 2025 eine Fachverkostung unter dem Thema «30 Jahre Siepi» im Hotel Widder in Zürich organisierten, wurde der Diepi 2022 über drei Tage verkostet. Nur der Jahrgang 2023 konnte es nicht werden. Da dieser Wein aber im November 2025 erhältlich sein wird, wird die entsprechende Bewertung zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.

Im Jahr 2022 feiert Siepi sein 30. Jubiläum. Und es wird zweifellos als Meisterwerk unter den Jahrgängen in die Geschichte eingehen. Kraftvoll, ausdrucksstark, auch wenn es noch ein Baby ist, monolithisch, tiefgründig, reintönig und präzise, buchstäblich eine Dampfwalze, auch wenn die Nase wunderschön harmonisch ist. Feine und elegante, raffinierte Düfte nach schwarzen Beeren, Brombeeren, Veilchen, Leder, einem Hauch von Trüffel, Pflaumen, schwarzem Pfeffer, Likör dunkler Früchte, alles auf einer klar erkennbaren mineralischen Basis. Ein absolut betörendes, süssliches Bouquet, auch wenn dieses Produkt mindestens 10 Jahre brauchen wird, um sich allmählich zu entfalten. Vollmundiger, rassiger, samtiger, geschliffener, komplexer Gaumen mit einer beeindruckenden, rassigen Struktur. Das ist schlechthin ganz grosses Kino und es wird in mindestens 10 bis 15 Jahren enorm viel Genuss bieten. 18.5+/20 (95+/100).

1 Der Originaltitel der Liste auf Italienisch lautet: „50 vini che hanno cambiato lo stile del vino italiano” (50 Weine, die den Stil des italienischen Weins verändert haben). Der Artikel ist allerdings geschützt.



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