Eine Reise durch Spaniens Weinwelten: Ribera del Duero

Spanien, ein Land mit über 2000 Jahren Weintradition, glänzt mit einer der faszinierendsten Weinlandschaften weltweit. Im Herzen dieser Geschichte steht Ribera del Duero, eine Region, die sich seit ihrer D.O.-Anerkennung 1982 von einem Geheimtipp zu einem global gefeierten Terroir entwickelt hat. Mit 27.252 Hektar Rebfläche und 317 Bodegas vereint sie Qualität, Innovation und Leidenschaft.

Im Vergleich zu den etablierten Regionen Rioja, dem mineralischen Priorat und dem kraftvollen Toro zeigt Ribera del Duero eine einzigartige Dynamik. Dieser Bericht  beleuchtet Trends, kreative Entwicklungen und Marktpotenziale. Besonders Familienbetriebe wie Emilio Moro und Viña Sastre sowie die 2018 gegründete Bodega Mélida Wines prägen die Region. Ihre Weine – etwa Finca Resalso, Pago de Santa Cruz und Párpagos – verbinden gekonnt Tradition mit moderner Innovation.

Dieser Bericht lädt Weinliebhaber ein, die beeindruckende Entwicklung von Ribera del Duero zu entdecken und ihre vielversprechende Zukunft zu erkunden.

Viña Sastre vs. Emilio Moro

Wir möchten uns im vorliegenden Kapitel mit diesen zwei legendären Weingütern befassen, bevor wir die sehr junge Bodega Mélida Wines präsentieren.

Viña Sastre (Link) und Emilio Moro (Link), zwei Säulen der D.O. Ribera del Duero, verkörpern unterschiedliche Facetten der spanischen Weintradition, obwohl sie beide im Herzen dieser renommierten Region verwurzelt sind. Emilio Moro, gegründet 1932 in Peñafiel (Valladolid), ist einer der ältesten Familienbetriebe der Region und blickt auf vier Generationen zurück. Die Bodega setzt auf eine ausgewogene Herangehensweise, die klassische Weinbereitungstechniken mit moderner Präzision verbindet, und legt Wert auf Zugänglichkeit mit Weinen wie Finca Resalso, die von jüngeren Reben (5–15 Jahre) stammen und die Frische des Terroirs betonen. Ihre Spitzenweine, wie Malleolus oder Malleolus de Sanchomartín, gelten als Inbegriff reifer Eleganz und Langlebigkeit. Der Fokus der Bodega liegt auf einer breiten Palette, die sowohl Einsteiger als auch Kenner anspricht, geprägt von einem konsistenten Stil, der die heisse Sonne und kühlen Nächte der Region einfängt.

Viña Sastre in La Horra (Burgos), seit 1992 von den Brüdern Sastre geführt, verfolgt einen anderen Weg. Die Bodega hat sich einen Namen als Pionier der Biodynamik gemacht, mit Reben, die teilweise über 80 Jahre alt sind, und einem tiefen Respekt vor dem Terroir. Ihre Weine, wie Pago de Santa Cruz, spiegeln eine längere Fassreifung und komplexere Aromen wider, die durch naturnahe Anbaumethoden und die hohe Lage (bis 814 m) entstehen. Die Top-Cuvées, etwa Pesus oder Viña Sastre Reserva, setzen Massstäbe für opulente Tiefe. Während Emilio Moro auf Tradition und Erbe setzt, bringt Viña Sastre Innovation und Nachhaltigkeit ein, was ihre Weine oft eleganter und langlebiger macht.

Geografisch nah, aber stilistisch unterschiedlich, repräsentieren beide Bodegas die Dualität der Ribera del Duero: Emilio Moro als bewährte Klassik, Viña Sastre als fortschrittlicher Vorreiter. Diese Kontraste bereichern die Region und bieten Weinliebhabern eine faszinierende Bandbreite.

Die Bodega Mélida Wines

Mélida Wines (Link) ist ein aufstrebendes Beispiel für die dynamische Entwicklung in der D.O. Ribera del Duero, einer Region, die seit ihrer Anerkennung 1982 von einem lokalen Geheimtipp zu einem global geschätzten Terroir avancierte. Gegründet 2018, verkörpert die Bodega den Geist von zwei Winzerinnen, die Tradition mit Innovation verbinden. Diese Präsentation beleuchtet Geschichte, Philosophie und Produktion, mit Fokus auf den Wein Párpados, basierend auf aktuellen Daten.

Mélida Wines als Symbol des Wandels

Mélida Wines ist mehr als eine Bodega – sie symbolisiert den Aufstieg der Ribera del Duero: jung, visionär und nachhaltig, mit Weinen wie Párpados, die Träume in Flaschen fangen. Das Weingut passt ideal als Beispiel für die „neue Winzergeneration“, die die Region dynamisch hält. Ob als Ergänzung zur Trias oder alleinstehend, Mélida Wines zeigt, warum die Ribera del Duero heute so faszinierend ist.


Die Weine

Drei charakteristische Weine illustrieren den vorliegenden Bericht. Ribera del Duero unterscheidet traditionell zwischen vier Kategorien: Cosecha, Crianza, Reserva und Gran Reserva. Während von Crianza, über Reserva bis Gran Reserva jeweils die vorgeschriebenen Reifezeiten im Holzfass und in der Flasche steigen, bietet die Kategorie Cosecha den Winzerinnen und Winzern kreative Freiheit. Sie ermöglicht es, mit Stilistik, Ausbau und Reifezeit zu experimentieren – immer jedoch mit dem Anspruch von höchster Qualität.

Die ausgewählten Weine zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig das Terroir und das handwerkliche Können in der Ribera del Duero zum Ausdruck kommen. Die drei Flaschen wurden in einer Zeitspanne von fünf Tagen verkostet und benahmen sich vom ersten bis zum letzten Tag – abgesehen von Pago de Santa Cruz, der am letzten Tag etwas an Komplexität einbüsste – durchaus ansprechend, stabil und überzeugend.

Viña Sastre, Pago de Santa Cruz 2021

100 Prozent Tinto del País (Tempranillo) auf kargen, lehmig-kalkhaltigen Böden. Die Weinberge der Hacienda werden nach den Grundsätzen des ökologischen Landbaus (ohne Pestizide, Herbizide oder chemische Düngemittel) bewirtschaftet. Der Ausbau dauerte 18 Monate in neuen, amerikanischen Fässern; entspricht also einer Crianza.

14.5 Volumenprozent Alkoholgehalt. Dieses Erzeugnis wird als Kultwein verstanden. Es handelt sich um einen opulenten Tempranillo aus 80-jährigen Reben. Die Parzelle befindet sich auf einer Höhe von 814 Metern in La Horra, D.O. Ribera del Duero. Der Wein zeigt intensive und komplexe, raffinierte und aufgeschlossene Düfte nach schwarzen Früchten, Leder und Gewürzen und weist sogar eine mineralische Tiefe auf. Ein Bouquet, das verführt und zugleich ein sehr gutes Potenzial verspricht. Geschmackvoller, vollmundiger, geschliffener Gaumen, samtig und strukturiert mit reifen, runden, weichen Tanninen und langem Nachhall. Das Holz ist rundum sehr gut eingebunden und liefert etwas Vanille sowie Kokosnuss. Ein Erzeugnis, von dem ich nichts erwartet habe und das doch die Aufmerksamkeit der Liebhaber spanischer Weine erwecken dürfte. Daher 17.75/20 (92/100).

Emilio Moro, Finca Resalso 2023

Das Weingut ist in Pesquera de Duero angesiedelt. Finca Resalso ist der Name eines historischen Weinbergs, der 1932, im Geburtsjahr von Emilio Moro, angelegt wurde.

100 Prozent Tempranillo. 14 Volumenprozent Alkoholgehalt. Ein frischer Tempranillo aus einer Selektion junger Reben – 5 bis 15 Jahre alt – in Peñafiel. Also ein Einstiegswein und eine richtige Cosecha. Er wird aber auch als das repräsentativste Erzeugnis der Bodegas bezeichnet. Er durchläuft vier Monate Eichenfassreifung und präsentiert rundum ausgewogene, dunkle und rote Früchte (Sauerkirschen, Maulbeeren, Heidelbeeren, schwarze Johannisbeeren), laktische Noten, etwas Kaffee, eine gute Struktur, zarte, sehr saubere Tannine und eine knackige Säure. Kirschrot mit violetten Reflexen, ausdrucksstark und fruchtbetont. Kein Easy-drinking-Wein, trotzdem ein zugängliches, lebhaftes Erzeugnis für jeden Tag, das man geniesst, ohne sich zu viele, meistens nutzlose Fragen zu stellen. Das braucht es auch immer wieder! Ein Erzeugnis für preisbewusste Weinkonsumenten, das viel Beifall erhalten dürfte. 17/20 (88-89/100).

Mélida Wines, Párpados 2021

100 Prozent Tempranillo. Ungeklärt und unfiltriert. 14 Volumenprozent Alkoholgehalt.

Der Párpados 2021 ist ein Tempranillo Joven und somit der Eintrittswein der Bodega, aus Lagen in 829 Metern Höhe auf zum grössten Teil lehmigen, aber auch kalkhaltigen Böden. Fermentation in Edelstahl, neun Monate Reifung in französischer Eiche (teilweise 500-Liter-Fässer).

Eine überraschend üppige, irgendwie extrahierte, verführerische und fruchtbetonte, reintönige und präzise, ausgewogene und doch tiefe Nase mit köstlichen Düften nach reifen dunklen Kirschen, schwarzen Beeren, Waldbeeren, Veilchen, etwas Kräutern und einem Hauch Kaffee. Gute Komplexität und anständiges Potenzial. Vollmundiger, saftiger, geschmackvoller, geschmeidiger Gaumen, der Alkohol ist sehr gut eingebunden – wie bei beiden vorherigen Erzeugnissen –, frische und geschliffene, ausgereifte Tannine, rundum elegant und sinnlich. Ein Erzeugnis, das sehr viel Genuss bereitet und dem man verzeiht, dass es nicht 20 Jahre lang lagerfähig sein wird. Wer ihn nicht probiert, ist selber schuld. 18/20 (93/100).




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