Die Tenuta Campo alla Sughera (Link), gegründet 1998 von der deutschen Knauf-Familie in der prestigeträchtigen Weinregion Bolgheri, Toskana, ist ein Paradebeispiel für die harmonische Verbindung von Terroir, Innovation und Nachhaltigkeit. Inspiriert von der Vision, die einzigartige Essenz des Bolgheri-Terroirs in die Welt zu tragen, wurzelt die Philosophie des Weinguts in einem tiefen Verständnis der natürlichen Gegebenheiten: mineralreiche, mergelige Böden, ein von Meeresbrisen geprägtes Mikroklima und die Zeit, die Weinen ihre Reife verleiht.
Durch präzise Weinbergsbewirtschaftung (Rational Zoning mit 18 Mikroklimaten), eine dreifache Traubenselektion und innovative Vinifikationstechniken wie gravitatives Keltern und Mikrovinifikationen entstehen Weine, die die Lebendigkeit und Vielfalt Bolgheris ausdrücken. Das Portfolio – angeführt vom Flaggschiff Campo alla Sughera (Toscana IGT Rosso), gefolgt von Arnione (Bolgheri DOC Superiore), Adèo (Bolgheri DOC Rosso) und Arioso (Toscana IGT Bianco, früher Alahò) – spiegelt eine expressive Bandbreite wider, die von fruchtiger Zugänglichkeit bis hin zu komplexer Eleganz reicht. Mit einem Fokus auf internationale Rebsorten wie Petit Verdot und Cabernet Franc sowie einer nachhaltigen Ausrichtung hat sich die Tenuta als feste Grösse im modernen Bolgheri etabliert.
Campo alla Sughera: Der stille Star im Schatten der Giganten – Ein Gut am Puls des Meeres
Wo also steht Campo alla Sughera in dieser illustren Gesellschaft? Das Gut ist das, was man einen absoluten Insidertipp nennen kann. Während Namen wie Ornellaia, Sassicaia und Masseto die Schlagzeilen beherrschen und der rein aus Merlot bestehende Messorio (von Le Macchiole) als einer der ikonischsten und dichtesten Weine der Toskana gilt, arbeitet Campo alla Sughera mit unaufdringlicher Eleganz und höchster Präzision im Hintergrund.
Sein Platz ist nicht der der lauten Superstars, sondern der des begnadeten Tenors, der nicht schreien muss, um Aufmerksamkeit zu erregen. Seine Stimme trägt durch Reinheit und Finesse.
Ein entscheidender Standortvorteil: Die kühlende Meeresbrise
Das Campo alla Sughera befindet sich in der Toskana, Provinz Livorno, an der Küste zwischen Bolgheri und Castagneto Carducci, zwischen den Flüssen Fossa di Bolgheri und Borro delle Macine. Was es fundamental von einigen der inlandlästigeren Giganten unterscheidet, ist seine unmittelbare Nähe zum Tyrrhenischen Meer. Nur rund 3 Kilometer trennen die Weinberge von der Küste. Das Weingut selbst beschreibt diese tiefe Verbundenheit mit den Worten:
«We have listened to the waves and found the rocks. We have observed the light, which has directed us to the wind; we have dug the land to find the breath of the sea. »
Diese poetische Beschreibung ist präzise Agronomie: In einer Zeit der Klimaerwärmung ist diese maritime Nähe ein unschätzbarer Vorteil. Die konstanten, kühlenden Seewinde mildern die Sommerhitze, verlängern die Reifeperiode entscheidend und bewahren so die lebenswichtige Säure und Aromenfrische in den Trauben – ein natürlicher Schutzschild gegen die Überreifung.
Die Verkostung
Arioso 2022 (Link), Toscana IGT Bianco
Reinsortiger Vermentino mit 13 Prozent Alkoholgehalt. Sehr frische und einladende Nase, ja sogar köstlich. Reintönige und präzise Düfte mit einer ansprechenden Komplexität von blühenden Zitronenbäumen, ich fühlte mich wie beim Karneval in Menton, grünen Äpfeln, etwas Jasmintee, Kamille, ein Bouquet, das viel Freude bereitet, wenn die Flasche bei etwa 12 Grad geöffnet wird. Die Gewürznoten im Hintergrund erweisen sich als verführerisch. Am Gaumen gut strukturiert und geschmackvoll, was eindeutig viel Genuss bereitet. Knackiger, delikater, cremiger und subtil süsslicher Körper. Rundum harmonisch. Saftiger und salziger Abgang. Man greift sehr gerne wieder zu dieser Flasche, die uns zeigt, dass ein Wein viel Genuss bieten kann, ohne kompliziert zu sein. Jetzt bis in zehn Jahren trinken. Sehr gutes Preis-/Qualitätsverhältnis. 17.5/20 (90/100).
„Campo alla Sughera“ 2021(Link), Toscana IGT Rosso
Eine Assemblage aus Petit Verdot und Cabernet Franc. Verführerische Nase, die sich nach und nach öffnet. Raffiniert, sehr reintönig und gepflegt, geschliffen, tief und harmonisch, bietet er komplexe Düfte
nach schwarzen Früchten, Cassis und Brombeeren, dunkler Schokolade, Röstnoten und Lakritz. Man denkt auch an Gelee aus schwarzen Früchten. Im Hintergrund entdeckt man Walderdbeeren. Er steht erst am Anfang seines Lebens und zeigt bereits eine schöne Komplexität. Das Ganze verspricht, rassig und sehr fein zu werden, ein Supertoskaner, den man auf keinen Fall verpassen sollte. Am Gaumen fleischig, ohne überschwänglich zu sein, würzig, immer mit einer reintönigen Frucht, die Tannine sind ausgefeilt, subtil süsslich, konzentriert und bilden eine ernsthafte Struktur, die umso mehr für eine lange Lagerung geeignet ist, als die Säure derzeit dazu neigt, sich durchzusetzen. Ein köstlicher Wein, der den Erwartungen entspricht. Bis zum sehr langen Abgang. Aktuell 18/20 (93/100) , das Potenzial für 18.5/20 (95/100) ist aber klar vorhanden. Man kann dieses Erzeugnis entspannt im Keller vergessen.
