Der Burgunder-Jahrgang 2023: 25 weitere Empfehlungen

Hohe Erträge sind nie das Ergebnis des Zufalls. Egal, ob im Burgund oder anderswo. Bei einer Gesamt­produktion von 1,9 Millionen Hektolitern muss man schon einen gewissen Humor haben, um nicht die Gefahren zu sehen, die in jedem Fall gewissenhafte Winzer dazu gezwungen haben, verschiedene Massnahmen zu ergreifen, um ihre jeweiligen Weinberge zu schützen, nicht nur die grüne Weinlese; da, wo hervorragende Weine entstehen. Wir haben dies in unserem Artikel „Der Burgunder-Jahrgang 2023: Das Jahr aller Gefahren“ (Link) beschrieben. Der internationale Weinhändler Cru Wine (Link) mit Sitz in London spricht von einem „paradoxal vintage„. Wie der vorliegende Artikel zeigt, werden zahlreiche Weine den meisterhaften Gewächsen des Vorjahrgangs in wenig bis nichts nachstehen. Wir setzen unsere Reise durch den Jahrgang 2023 fort und empfehlen dieses Mal 25 Erzeugnisse, die beweisen, dass auch 2023 als ganz grosses Jahr wahrgenommen werden darf.

Die Weine

Fernand & Laurent Pillot, Chassagne-Montrachet 1er Cru Les Champgains 2023

Am 15. November 2024 im Rahmen der « Fêtes des Grands Vins » (Link) verkostet.
Raffinierte, tiefe, geschliffene, reintönige und durchaus frische Nase mit feinen Düften ausgereifter Pfirsiche und Birnen, wobei Noten weisser Blüten das Aromaspektrum abrunden. Aufgeschlossener, vollmundiger, klassisch strukturierter Chassagne-Gaumen mit ei­nem sehr guten Stoff, geschmackvollen Aromen mit etwas Pfeffer und viel Mineralität. Ein gelungener Champgains, der richtig Spass macht, bei dem ich mich allerdings frage, ob er lang gelagert werden kann. 17.75/20 (92/100).

Hospices de Beaune

Die 51 Cuvées, die aus 33 Rotweinen und 18 Weissweinen bestehen, wur­den am 18. November 2023 im Rah­men der Presse-Verkostung im Hôtel-Dieu der Hospices de Beaune verkostet. Im vorliegenden Bericht präsentieren wir eine Auswahl von neun Erzeugnissen, wobei einige davon in der Regel unter anderem im Shop des Museums (Link) der Hospices de Beaune erhältlich sind.

Hospices de Beaune, Corton-Charlemagne (Grand Cru) François de Salins 2023

«Der Name Salins wird natürlich mit Guigone, der Mitbegründerin des Hospices de Beaune, in Verbin­dung gebracht. Sie hatte jedoch mehrere Nachkommen, die ebenfalls Wohltäter der Institution waren, darunter François de Salins. Als Priester und Kanoniker der Stiftskirche Notre-Dame de Beaune schenkte er dem Hôtel-Dieu 1745 seine Weinberge in Savigny und Aloxe.» (Quelle: Link) Neun Barriques wurden versteigert. Die Parzelle misst 0.48 Hektar und befindet sich in der Lage Le Charlemagne.

Rassige, intensive, tiefsinnige, reintönige und präzise, frische und komplexe Nase, die viel Zeit beanspru­chen wird. Rundum ganz grosses Kino und der beste beider Charlemagnes, wobei der Roi Soleil einen köstlichen, ebenfalls unwiderstehlichen Gaumen mit enorm viel Saft, einer wunderschönen Har­monie, einer prägnanten Mineralität – Steine – und einer Nase, die dem Körper in nichts nachsteht, dar­bietet. Der François de Salins bietet aber noch mehr Sinnlichkeit, noch mehr Salinität und einen noch längeren Abgang. Man leckt buchstäblich den (Feuer-)Stein hier.

Yvon Clerget, Volnay 1er Cru Les Caillerets 2023

Am 17. November 2023 im Rahmen der « Fêtes des Grands Vins » (Link) verkostet.
95 Jahre alte Rebstöcke, vollständig entrappte Trauben. 33 Prozent neues Holz.

Sinnliche, expressive, raffinierte, elegante, tiefsinnige, reintönige Nase mit exquisiten Düften nach ausge­reiften roten Beeren auf einer mineralischen Grundlage. Verspricht sehr viel in Bezug auf den Genuss. In den letzten Jahren hat Yvon Clerget die Qualität seiner Weine massgebend verbessert und sie machen jetzt richtig Spass. Auch wenn Fragen über eine längere Lagerfähigkeit weiter bestehen. Der Gaumen bewegt sich auf dem gleichen Niveau. Vollmundig, konzentriert, saftig und köstlich, mit einer sehr gut integrierten Säure ausgestattet. Rundum Kirschen in beiden Farben (rot und schwarz). Langer, leicht salziger Abgang. Wieder ein grosses Versprechen. Potentialbewertung: 17.75-18.25/20 (92-94/100).

Pierre-Olivier Garcia, Clos de Vougeot (Grand Cru) 2023

Der Clos de Vougeot 2023 dürfte sich als ganz grossartiges Erzeugnis profilieren. Wenn er Anfang März 2025 mehrheitlich floral, ansonsten verschlossen wirkte, strahlte er durch seine Raffinesse, seinen Schliff, seine Tiefe uns seine Präzision, während der Gaumen eine grossartige Struktur mit stützender Säure, finessenreichen, ja sogar rassigen Tanninen aufwies. Pierre-Olivier (Link) führt «vinification baie par baie» durch – genau gesagt: 25 Prozent entrappte Beeren, 50 Prozent Baie-par-baie und 25 Prozent ganze Trauben –, das ist buchstäblich Haute-Couture, das ist ein Treffen zwischen Roberto Cavalli und Christian Dior. Sehr langanhaltender Abgang. 18.25-18-5/20 (94-95/100).

Trapet Père et Fils, Latricières-Chambertin (Grand Cru) 2023

Am 7. März 2025 auf der Domaine verkostet.
Die Rebstöcke sind 80 Jahre alt.

Eine beeindruckende Nase, die uns daran erinnert, dass Latricières nicht selten die Finesse von Cha­pelle-Chambertin und die Konzentration von Chambertin besitzt. Eine unglaublich tiefsinnige, reintöni­ge und präzise, frische und komplexe Nase, die sich in vielen aromatischen Facetten zeigt. Unbedingt warten! Edle und vielschichtige Düfte nach schwarzen Beeren, darunter Brombeeren, floralen Elemen­ten wie Veilchen, etwas Kräutern, Orangenschale, Röstaromen… Man könnte sich lange mit diesem viel­versprechenden Bouquet befassen. Vollmundiger, konzentrierter, aber auch raffinierter und ausge­feilter Gaumen, kein Blockbuster, sondern alles finessenreich und präzis. Schlechthin beeindruckend und dank der subtilen Salzraster unwiderstehlich. 18.5+/20 (95+/100).

Trapet Père et Fils, Chambertin (Grand Cru) 2023

Am 7. März 2025 auf der Domaine verkostet.
Die Trauben wurden zu 20 Prozent entrappt. Verschlossene – das richtige Wort wäre bestimmt «intro­vertierte» –, aber auch rassige, frische, intensive und tiefsinnige, reintönige und präzise Nase, wirkt schlechthin edel und ausserordentlich raffiniert. Jean-Louis Trapet gilt nicht per Zufall als Mitglied der Elite der Appellation und einer der Winzer, die den genialsten Chambertin produzieren. Nachdem das Glas lange geschwenkt wurde, kommen exquisite Düfte von ausgereiften Brombeeren, Pflaumen (Pru­neaux), weiteren schwarzen Beeren, Gewürzen und weiterer Komponenten zum Vorschein, die im Ver­lauf der nächsten 20 Jahre erscheinen werden. Vollmundiger, saftiger, frischer, intensiver, konzentrierter, nicht zuletzt raffinierter Gaumen mit einer beeindruckenden Struktur. Alles stimmt hier, vom Schliff bis zur perfekt eingebundenen Säure über den Geschmack, alles ist perfekt ineinander verwoben. Inwieweit dieser Wein von der Anwendung der «échalas» (dt. Einzelpfahlerziehung) profitiert hat, haben wir mit Jean-Louis nicht besprochen; allein hätte es ganz klar nicht ausgereicht, um so einen phänomenalen Wein zu produzieren. 19+/20 (97+/100).



Auf der Domaine Trapet

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