Produttori del Barbaresco (Link) – ein Name, der jedem Liebhaber von traditionellem Nebbiolo Emotionen entlockt. Für mich war die wohl berühmteste Winzergenossenschaft der Welt lange Zeit eine Quelle für bezahlbaren, traditionell hergestellten, lagerfähigen Barbaresco. Häufig gut, vereinzelt sehr gut, sehr selten herausragend. Die Weine waren in vernünftiger Menge verfügbar, zeichneten sich durch ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis aus und reiften in der Regel sehr gut. Ausserdem empfand ich die Weine immer als sehr transparent in Bezug auf ihre Herkunft, der Montestefano schmeckte anders als der Asili, dieser wiederum anders als der Rabaja oder der Pora. Ich habe über die Jahre an mehreren Horizontalverkostungen teil-genommen, bei denen gerade dieser Terroirgedanke wunderschön zum Ausdruck kam.
Montestefano
Montestefano (Link) ist eine der historischen und renommiertesten Einzellagen in Barbaresco und wird häufig in einem Atemzug genannt mit den anderen Toplagen der Gemeinde wie Rabajà und Asili. Montestefano ist ca. 4.5 Hektaren gross, hat Süd-/Südost-Exposition und befindet sich auf einer Höhe von 230 bis 280 Metern über Meer. Die Lage zeichnet sich durch besonders Calcium-haltige Kalksteinböden aus, was den Weinen eine mächtige Tanninstruktur verleiht. Das Tannin in Montestefano wird aber häufig durch eine extra Portion Frucht, Körper und Aromatik verhüllt. Dies und die etwas höhere Reife der Reben wird unter anderem durch die relative Wärme dieser Süd-/Südostlage hervorgerufen. Aufgrund dieser Merkmale gilt Montestefano auch als eine der Barbaresco-Lagen, deren Charakter, stark verallgemeinert, am ehesten mit Barolo vergleichbar ist. Dementsprechend reifen die Weine auch sehr gut. Sogar Weine aus den 70er-Jahren können heute, bei guter Lagerung, noch faszinierend und lebendig sein. Ich habe zum Beispiel schon lebendige und komplexe Barbaresco Annata 1970 und 1974 getrunken, welche ein wunderbares Zeugnis über die Zeitlosigkeit dieser Weine ablegen. Der Barbaresco Montestefano von Produttori del Barbaresco wird seit dem Jahrgang 1974 hergestellt und seit den 70er-Jahren werden die Weine sehr traditionell hergestellt, mit langer Mazeration und Ausbau in grossen «Botti».
Die Degustation
Anlässlich einer Vertikalverkostung von 12 Jahrgängen des Barbaresco Montestefano konnten wir uns von der Konsistenz und hohen Qualität dieser tollen Weine erneut überzeugen. Die Degustation wurde vom Weinhändler «Buonvini» (Link) in Zürich in sehr sympathischem und professionellem Rahmen durchgeführt.
Barbaresco Riserva Montestefano 2001
Helle rubinrote Farbe, zum Rand hin aufhellend Richtung Kupferrot. Voll ausgereift, aber immer noch le-bendig mit schöner Frische, Noten von Veilchen, Teer, etwas Zedernholz, Orangenschale, auch etwas Leder-noten, Trockenfrüchte, auch etwas Pilze. Mittel+ Körper, mit hoher Säure und mittel-hohem Tannin, das nach heutigen Maßstäben ein wenig trocknend ist. Guter Abgang. Der Wein wurde im Laufe der Verkostung immer oxidativer. Ich würde ihn bald trinken. 17.5/20 (91/100).
Barbaresco Riserva Montestefano 2017
Fühlt sich noch sehr jung an, primär, mit balsamischen Noten im Vordergrund, aber auch einige schöne reife Früchte, mit Noten von roten Beeren, einige blumige Noten, Minze, auch etwas Mineralität, es gibt auch Noten von Pfeifentabak. Mittelkräftiger Körper, mit mittlerer Säure und mittelhohem Tannin. Sehr gute Länge. Ein wirklich schöner, aber noch sehr junger Wein. 18-18.25+/20 (93-94+/100).
