Olivier Bernstein: Der Jahrgang 2022

Kann man Weine wie die von Olivier Bernstein oder die der DRC mit Primzahlen in Verbindung bringen? Sie beschäftigen uns, verwirren uns, sie faszinieren uns, und die Bandbreite der Emotionen, die sie hervorrufen, ist noch lange nicht erschöpft. Primzahlen haben einen magischen Aspekt, sie sind nur durch eins und sich selbst teilbar und bergen in ihrem intrinsischen Inneren eine Exklusivität, die alle anderen Zahlen vor Neid erblassen lässt.

Die Weine des Jahrgangs 2022

Am 17. November 2023 besuchte Vinifera-Mundi die Domaine Olivier Bernstein (Link) in Beaune. Olivier selbst war zwar auf Geschäftsreise, rief mich allerdings an, um alle möglichen Fragen zu beantworten. Vor Ort unterhielten wir uns mit dem durchweg sympathischen und hochkarätigen Richard Seguin. Richard und Olivier bilden eindeutig ein Winning Team, jeder hört dem anderen zu und alles wird im Sinne des Weins unternommen, damit die Qualität maximal wird.
Während der Saison etwa zehn Personen auf der Domaine arbeiten, sind es während des ganzen Jahres etwa drei. Was den Jahrgang 2022 angeht, dürfte dieser die Einschätzungen der Experten (Link) bestätigen. Ein grandioser Jahrgang profiliert sich, wobei die Quantität der Trauben mit 35 hl/ha gegenüber 32–38 hl/ha im grosszügigen Jahr 2023 als sehr gut eingestuft werden darf. Die Lese startete am 2 September. Wir haben alle Weine der Domaine verkostet.

Clos de la Roche (Grand Cru) 2022
Die Rebstöcke sind 60 Jahre alt.
Was, wenn der Clos de la Roche von Olivier Bernstein der Insider-Tipp der Domaine wäre? Der Wine Global Player Wine Source (Link) fasst diesen Wein mit folgenden Worten auf seiner Website zusammen: «The thousand and one nights.» Genau das ist dieses Erzeugnis, die Zusammenführung der vielschichtigen, unter anderem würzigen Düfte, der Sinnlichkeit und, ja, das Wort darf ausnahmsweise verwendet werden, der Erotik des Gewächses. Das ist purer Wahnsinn, der Wahnsinn ist nur eine schmale Brücke zwischen Vernunft und Trieb, und wir überqueren diese Brücke nur gerne.
Zurückhaltende, doch sinnliche, tiefsinnige, geschliffene, raffinierte, ausgereifte, komplexe, betörende Nase mit rassigen Düften nach einem Fruchtkorb voller kleiner, frischer, mehrheitlich roter Beeren und Leder, das Ganze wirkt wirklich wie Scheherazade im Orchesterwerk von Rimski-Korsakow. Vollmundiger, rassiger, frischer Gaumen, im gleichen Register wie das Bouquet, einfach beeindruckend, mit mehr Holz als in den vorherigen Erzeugnissen, dafür mit einem riesigen Potenzial, also sich Zeit nehmen. Die Aromen zeigen sich unwiderstehlich, Johannisbeeren und Brombeeren kommen aktuell besonders zur Geltung bis zum sehr langen Abgang, in dem Gerbstoffe wahrnehmbar sind. 18.5-19/20 (95-97/100).





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