Gold und 96/100 Punkte für Leo Alzinger: Der stille Star der Wachau

Er bleibt gerne im Hintergrund und gehört trotzdem zu den bekanntesten Winzern Österreichs: Leo Alzinger bringt in seinem Weingut in Unterloiben, in der Wachau, jedes Jahr Grüne Veltliner und Rieslinge von subtiler Finesse und präziser Klarheit in die Flasche, die auch international hoch bewertet werden. So wie jüngst bei den Decanter World Wine Awards 2019.

Weingut Alzinger Leo jun. © Thomas Kirschner

Mit seinen präzisen, mineralischen und glockenklaren Weinen stellt Weinmacher Leo Alzinger eine neue Generation von Wachau-Winzern dar. Die begehrten Einzellagen-Veltliner und Rieslinge werden weltweit eher verteilt als vertrieben. © Thomas Kirschner

Liebhaber von Alzinger-Weinen sind vielleicht gar nicht so glücklich darüber, denn es könnte künftig noch schwieriger sein, eine der begehrten Flaschen aus dem Keller in Unterloiben zu ergattern. Schon jetzt werden die begehrten Einzellagen-Veltliner und -Rieslinge weltweit eher verteilt als vertrieben. Für das Weingut, für den Winzer und für die Wachauer Weinwelt insgesamt ist es dennoch eine große Auszeichnung: Der Grüne Veltliner Ried Steinertal Smaragd 2017 erreichte bei den Decanter World Wine Awards 96 von 100 Punkten und damit Gold-Status.

Innerhalb Österreichs ist der Stellenwert der Alzinger-Weine ohnehin längst unumstritten – und das bereits in dritter Generation, denn Leo Alzinger sen. (der das Gut einst von seinem Vater übernahm) hat die Verantwortung vor fünf Jahren an Leo jun. (40) und dessen Frau Katharina (36) übergeben.

Handarbeit und Herkunft haben für das dynamische Paar Katharina und Leo Alzinger oberste Priorität. © Thomas Kirschner

Zeitgemäßer Stil dank alter Tugenden

Die Weine von Leo Alzinger jun. stehen für eine neue Stilistik der Wachau. Bei aller Intensität wirken sie nämlich schlank und mineralisch. Struktur und innere Spannung sind es, die den scheinbar leichtfüßigen Auftritt möglich machen. So gesehen bilden Alzinger-Weine einen erfrischenden Kontrast zu so manchen hochreifen Smaragden, mit denen die Wachau lange in Verbindung gebracht wurde.

In internationalen Verkostungsnotizen von Alzinger-Weinen finden sich daher meist Prädikate wie „glockenklar“, „präzise strukturiert“ oder „hohe Mineralität, charmante Frucht und elegante Finesse“.

Allerdings ist dieser durchaus sehr persönliche Ausdruck von Leo Alzinger kein Bruch mit der eigenen Geschichte, sondern – im Gegenteil – die konsequente Fortsetzung einer Entwicklung, die Vater Leo Alzinger sen. vor mehr als 30 Jahren eingeleitet hat. Schon in den 1980er-Jahren war Alzinger ein Pionier eines klaren, präzisen Weinstils, bei dem Natürlichkeit und Herkunft im Mittelpunkt standen. Nach und nach hat Leo jun. das Ruder übernommen und trägt die Errungenschaften des Vaters weiter. Handarbeit und Herkunft bleiben die obersten Prinzipien.

Weingut Alzinger Leo sen. und Leo jun. © Herbert Lehmann

Die berühmten Steinmauern in der Wachau werden ohne Mörtel durch das Übereinanderschichten von Feldsteinen errichtet. Sie speichern Wärme und sind Lebensraum für Insekten und Pflanzen. © Herbert Lehmann

Die Magie der Lagen

Entscheidend für diese elegante Balance aus Struktur und Leichtigkeit ist neben dem optimalen Erntezeitpunkt vor allem die Lage. Die Wachau ist ein vielfältig strukturiertes Weinbaugebiet von dutzenden unterschiedlichen Rieden, die jeweils ganz unterschiedliche charakteristische Eigenschaften aufweisen. Leo Alzinger nimmt die Mühe auf sich, alle Parzellen getrennt zu vinifizieren, weil nur so die Merkmale der Herkunft sichtbar werden. Das Ergebnis ist eine wunderbar ausdifferenzierte Edition an Weinpersönlichkeiten:

Die schwungvolle Mineralik der Grünen Veltliner von der Riede Hochstrasser kontrastiert mit der würzig-salzigen Lebhaftigkeit der Riede Mühlpoint. Die nach Blüten duftenden Rieslinge von der Hollerin heben sich deutlich von der zupackenden Stoffigkeit der Loibenberg-Rieslinge oder kühlen Aromatik der Liebenberg-Rieslinge ab, ganz zu schweigen von der Noblesse des stets delikaten Riesling Steinertal „Für mich ist jeder Weingarten ein individueller Mikrokosmos, der ganz unterschiedlich verstanden werden möchte“, sagt Leo Alzinger, „Ich beobachte und begleite die einzelne Riede Tag für Tag.“

Die Unterschiedlichkeiten der Rieden in der Wachau hängen von den Böden ebenso ab wie vom Klima und der Exposition. In der östlichen, nahe bei Krems liegenden Zone der Wachau, wo sich die Rebanlagen Alzingers befinden, dominieren Gneistypen, in den tieferen Lagen zudem Löss und Donausedimente. Klimatisch ist dieser Teil der Wachau noch pannonisch beeinflusst, daher etwas wärmer als beispielsweise der Spitzer Graben, rund 15 Kilometer weiter im Westen. Zudem wirkt die nahegelegene Donau mäßigend. Lokale Faktoren spielen für das Mikroklima eine ganz entscheidende Rolle, beschreibt Alzinger: „Die Lage Steinertal öffnet sich nach Norden, sodass hier in der Nacht kalte Luftmassen eindringen. Oben am Loibenberg beeinflusst der umgebende Wald die Temperaturen. Und die Ried Liebenberg, nahe Weissenkirchen, ist oft kühlen Luftmassen aus Nordwesten ausgesetzt.“

Die renommierte Einzellage Steinertal bringt komplexe Rieslinge und Grüne Veltliner hervor. © Monika Löff

Die Wachau: Steillagen, Steinmauern und Terrassen

Eine sorgsam gepflegte Besonderheit des Wachauer Weinbaus spielt auch für Alzinger eine große Rolle: Die Steillagen sind durch Steinmauern in Terrassen gegliedert. Diese Steinmauern werden ohne Mörtel, nur durch das Übereinanderschichten von passenden Feldsteinen errichtet. Eine uralte Technik, die sich erhalten hat und auch heute noch angewendet wird. Die Bauweise macht die Mauern elastisch, sie speichern Wärme und sind zudem Lebensraum für eine Vielzahl von Reptilien, Insekten und Pflanzen. In den Terrassen sind händische Pflege und aufwändige Laubarbeit erforderlich. Die Trauben sollen bei optimaler Balance zwischen Sonneneinstrahlung und kühlen Luftströmen ihrem idealen Lesezeitpunkt langsam entgegenreifen.

Ried Steinertal Grüner Veltliner Smaragd 2017

Der Wein, der bei den Decanter World Wine Awards 96 Punkte und damit Gold errang, ist eine unverwechselbare Persönlichkeit: präziser Körper, kompakt, salzig, lang und langlebig ist er und im Duft geprägt von Würze und kühlen Kräuteraromen.
Steinertal ist eine Riede, die sowohl für Grünen Veltliner wie auch für Rieslinge optimales Terrain bietet. Sie dreht sich ein wenig nach Südwesten, bekommt also abends stets noch etwas Wärme ab, die allerdings von Luftströmen aus dem Norden gekühlt wird. Die Rieslinge wurzeln hier in den höchsten und kargsten Parzellen, die Veltliner-Reben stehen in den etwas tiefer gelegenen, tiefgründigeren Terrassen.

Weingut Alzinger Ried Steinertal GV Smaragd © Weingut Alzinger

Ried Steinertal Grüner Veltliner Smaragd

Der Ried Steinertal Grüner Veltliner Smaragd ist bei folgenden Bezugsquellen erhältlich:

Österreich:
WEIN & CO, www.weinco.at

Deutschland:
Weinfurore, www.weinfurore.de

Schweiz:
Vintra SA, www.vintra.ch

Weingut Alzinger Wachau Loiben © Thomas Kirschner

Die Wachau wurde im Jahr 2000 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Das renommierte Weinbaugebiet erstreckt sich rund 15 Kilometer entlang der Donau, von Melk bis nach Kems/Donau. Idyllisch eingebettet, im kleinen Ort Unterloiben, betreiben die Alzingers ihren Weinbau. © Thomas Kirschner

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