Eine akkurate Bearbeitung des Bodens, große Aufmerksamkeit gegenüber dem Sichtbaren – mit der Katalogisierung der zwischen den Reihen wachsenden Pflanzen – und auch gegenüber dem Unsichtbaren, nämlich dem biologischen Leben im Boden und dessen Besiedlung durch Mikroarthropoden. Das Ergebnis? Ein „lebendiger“ Boden, welcher jede Erwartung übertrifft.
Das Weingut aus Capalbio, das sich sanft an die Costa d‘Argento schmiegt, arbeitet seit jeher nach den Richtlinien des biologischen Anbaus und ist stets um ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen Boden und Rebe bemüht. 2016 wurde dieses Vorgehen auch mit dem Verfahren für die biologische Zertifizierung formalisiert, welches 2019 offiziell abgeschlossen sein wird.
Aber die Zertifizierung ist nur das letztendliche Ziel einer Herangehensweise, bei der an erster Stelle der Boden steht, mit seinen besonderen Merkmalen und mit der Fauna und Flora, die ihn besiedeln und Ausdruck seiner Vitalität sind. „Schon seit mehreren Jahren investiert Monteverro Zeit und Geld in die Erforschung des Weinbergs und arbeitet hierbei mit einigen italienischen Universitäten zusammen”, erklärt Matthieu Taunay, der Önologe des Weinguts. Das Ziel besteht darin, die Kenntnis der diversen Parameter zu vertiefen: hydrischer Stress der Pflanzen, Vorhandensein von nützlichen Insekten und Überwachung schädlicher Insekten, aber auch die Wirkung neuer natürlicher Pflanzenschutzprodukte. „Seit zwei Jahren erforschen wir zusammen mit der Fondazione Edmund Mach (San Michele All’Adige) die in unserem Weinberg vorhandene Biodiversität im Streben nach einer immer vorbildlicheren Landwirtschaft”, fährt Taunay fort.
Eine Sisyphusarbeit, die mit der Analyse des „sichtbaren“ Teils des Weinbergs, den zwischen den Reihen wachsenden Pflanzen, beginnt. „Wir haben die gesamte vorhandene Flora – natürlicher Grasbewuchs und Gründüngung – bestimmt und katalogisiert“, erklärt Taunay. „Dank dieser „Bioindikatoren“ ist es uns möglich, die Struktur, die Komposition und die Diversität unserer Böden besser zu kennen”. Aber das ist noch nicht alles. Außer dem sichtbaren Teil gibt es auch den „unsichtbaren“, der aus dem biologischen Leben innerhalb des Bodens besteht.
„Um diesen zu analysieren, haben wir den Indikator QBS-ar, Synonym für ‚Biologische Qualität des Bodens: Arthropoden‘, zu Hilfe genommen. Hierfür werden alle im Boden vorhandenen Gruppen von Mikroarthropoden analysiert, also Insekten, Spinnentiere, Tausendfüßer, Krustentiere”, fügt Simone Salamone, der im Einklang mit Taunay arbeitende Agronom des Weinguts, hinzu. „Die Grundlage dieser Kennziffer ist das Konzept der biologischen Form: Sie zeigt den Grad der anatomischen Anpassung eines Organismus an das Leben im Boden an. Wenn das Ökosystem Boden nicht durch Aktivitäten des Menschen gestört wird, gibt es viele Gruppen, die sich besonders stark an das Leben in dieser Umgebung angepasst haben. Wenn der Boden dagegen ‚gestört‘ wird und unter den Einflüssen leidet, haben die am stärksten an den Boden angepassten Gruppen die Tendenz zu verschwinden und es bleiben nur die weniger angepassten übrig.“ Ein Vorhandensein bzw. Nichtvorhandensein stark angepasster Organismen ist somit ein guter Indikator dafür, wie stark der Boden in seiner Unversehrtheit gestört wurde … und damit für seine Vitalität.
„Wir sind diesen Parametern nachgegangen und haben, um unsere Weinberge bis in die Tiefe zu erforschen,“ erläutert Taunay weiter, „10 Parzellen analysiert (mit 3 Wiederholungen pro Parzelle). Auf 2 Parzellen hat die QBS-ar Kennziffer einen Wert angenommen, der demjenigen entspricht, den man im Waldboden findet, also auf einem praktisch unbewirtschafteten, unberührten und ‚lebendigen‘ Boden”. Ein absolut außergewöhnliches Ergebnis für bewirtschaftete Böden – und ein Beweis für ein wirklich starkes biologisches Gleichgewicht. „In unserer Erde wurden Gruppen von Organismen ermittelt, die nur selten auf landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen zu leben vermögen“, sagt Matthieu Taunay voller Stolz und weiter „von Hunderten Weinbergen, die von der Universität analysiert wurden, gehören die von Monteverro mit Abstand zu den ‚vitalsten‘.”
Das sind ermutigende Ergebnisse, welche die Anstrengungen im Weinberg belohnen: das nichtinvasive und voller Achtsamkeit durchgeführte Arbeiten mit den lebendigen Organismen in der Erde. Aber das ist nur Teilchen eines Puzzles, das im Laufe der Zeit entstehen wird. „Diese Studien werden im Laufe von mehreren Jahren regelmäßig wiederholt, bis sie schließlich bestätigt werden”, schließt Taunay. „So wird überprüft, ob die ermittelten Ergebnisse auch kein Zufall waren. Es gibt einige Elemente, wie die saisonalen Schwankungen (Regen, Temperaturen …), die große Auswirkungen auf die Entwicklung der Pflanzen und das Leben der Insekten haben”.
Kurz: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Aber all das ist ein klares Zeichen, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen!