Der Zierfandler hat schon bessere Zeiten gekannt. Bis in die 50er Jahre hoch im Kurs, hat man während der letzten Jahrzehnte kaum etwas von der Sorte gehört. In jüngster Zeit aber mehren sich die Zeichen, dass eine Renaissance bevorsteht. Ein Wein, der zuletzt überall hochgelobt wird, ist der Zierfandler 2016 aus der Riede Modler von Johannes Gebeshuber. Der Quereinsteiger möchte größtmögliche Finesse und Eleganz aus der Sorte herausholen. Es scheint ihm zu gelingen. Jedenfalls räumt er höchste Bewertungen auf allen Ebenen ab.
Beste Bewertungen für Gebeshuber Zierfandler Ried Modler 2016 (bio):
- Falstaff: Mit 94 Punkten ist Gebeshuber Zierfandler Modler 2016 im aktuellen Falstaff Wein Guide 2018/19 der am höchsten bewertete Wein der Thermenregion
- Gault&Millau Österreich 2019: 18 Punkte (höchste Bewertung bisher)
- A la Carte: 95 Punkte (höchste Bewertung bisher)
- Vinaria: 4 von 5 SternenSeit dem Jahrgang 2010 wird Gebeshuber Zierfandler Ried Modler stets mit deutlich über 90 Punkten ausgezeichnet.
Alles oder nichts
Wer sein Weingut im idyllischen Örtchen Gumpoldskirchen (30 Kilometer südlich von Wien) hat, negiert Zierfandler entweder komplett oder konzentriert sich voll und ganz auf die weiße Rarität. Der charismatische Winzer Johannes Gebeshuber (50) hat zweiteres im Sinn.
Seit der Gründung seines Weinguts vor 20 Jahren arbeitet er mit teils bis zu 80 Jahre alten Rebstöcken der Sorte Zierfandler. Zunächst verschnitt sie Gebeshuber zu einer Cuvée, wie es in Gumpoldskirchen eigentlich immer üblich war. Erst 2004 fokussierte er auf die vollmundige, animierende Sorte und vinifizierte erstmals einen reinsortigen Zierfandler. Der schmeckte ihm aber nicht.
Zu viel Gerbstoff, zu viel Holz, zu verschlossen, fand Gebeshuber seinen Zierfandler. „Heute, nach 14 Jahren schmeckt er. Jetzt ist der Wein trinkreif“, sagt er. (An dieser Stelle sei verraten, dass es noch 100 Flaschen von der gereiften Premiere gibt).
Ganze sechs Jahre verarbeitete Gebeshuber danach nicht mehr reinsortig. Weil sich Gebeshuber nach und nach mit dem Konzept von Lagenweinen beschäftigte, ging er reinsortigen Zierfandler aus der Riede Modler mit dem Jahrgang 2010 wieder an. 2016 – der siebente Jahrgang des Gebeshuber Zierfandler Ried Modler – schmeckt laut Falstaff Wein Guide 2018/2019 nach „feiner, gelber Tropenfrucht, Anklänge von Ananas, zart nach Mandarinenzesten, Blütenhonig. Saftig, dabei elegant und kraftvoll, straffe Textur, mineralischer Touch im Abgang, gute Frische und Länge, sicheres Reifepotenzial.“
Seit 2006 bewirtschaftet Gebeshuber übrigens alle seine Weingärten bio, seit 2017 biodynamisch.
Bewegte Geschichte
Zierfandler hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Über 100 Jahre lang genoss die in Österreich nur in und rund um Gumpoldskirchen vorkommende Sorte großes Renommee. Sie war zusammen mit Rotgipfler Verschnittpartner im berühmten Gumpoldskirchner Wein, der am Kaiserhof genauso geschätzt und getrunken wurde wie 1961 von den damals mächtigsten Männern der Welt, John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow, bei ihrem Treffen in Wien.
In den 1970er Jahren folgte der Absturz. Die seltene Sorte wurde im Ertrag aufgeblasen, zahlreiche mittelmäßige Cuvées verwässerten nach und nach den formidablen Ruf. Selbst Gastbetriebe in der Thermenregion führten auf ihren Weinkarten Weine aus der Wachau, der Steiermark oder dem Burgenland, Zierfandler gab es eigentlich nur mehr bei den örtlichen Heurigen. Der Ruf des Gumpoldskirchners zerstört. Weil es flächenmäßig immer schon wenig davon gibt, konnte sich zwischenzeitlich eine Handvoll ambitionierter Winzer in aller Ruhe der Sorte und ihren Qualitäten widmen.
Heute weist Gumpoldskirchen und Umgebung glücklicherweise eine seriöse Zahl an Zierfandler-Winzern auf, die mit einer stetig wachsenden Jahrgangstiefe das langlebige Potential der raren Spezialität untermauern. Johannes Gebeshuber zählt zur Speerspitze.
Preis und Bezugsquellen (0,75 Liter ca. € 30):
- Österreich: Wakolbinger Linz, Meraner Innsbruck, WilleLandeck, Das Magazin Salzburg
- Deutschland: Bonum Semper München, Oxhoft Hamburg
- Schweiz: Travino Riedholz