Sorgt für Furore: Claus Preisinger

Der junge Claus Preisinger hatte mit Hans Nittnaus einen exzellenten und grosszügigen Lehrmeister. Das Gelernte setzt er nun bei seinen Weinen kompromisslos um. Ich zitiere ihn: „Herausragende Weine gibt es viele. Die sind für mich aber kein Vorbild. Ich will meine eigenen Weine machen. Wenn einer dann gross wird ist es mir auch recht. Dazu nehme ich das, was die Trauben hergeben und schaue, dass ich total pur, lowtech, aus dem Bauch heraus, ganz natürlich und auch so, wie ich selber bin, die Weine in die Flasche bringe“.

Preisinger entscheidet alles mit Gefühl, Instinkt, Nase und Mund. Seine Einstellung, das Maximum aus den Weinbergen zu holen und im Keller nur minimal zu beeinflussen brachte dem Neueinsteiger schnell einmal einen guten Ruf. Er hat den Betrieb umstrukturiert und Neuanpflanzungen von Junganlagen vorangetrieben. Sein „Aussiedlerhof“ auf dem höchsten Punkt des Goldberges ist das einige wirklich auffällige Gebäude und besteht aus Beton und Lärchenholz. Der gestreckte Langbau bietet eine einfache Handhabe und optimalen Organisationsablauf beim Keltern und Pflegen seiner Weine und der moderne Verkostungsraum bietet einen unvergleichlichen Blick über den Neusiedlersee. Durch die rigorose Umstellung seiner 19 Hektaren Rebfläche, verteilt auf 64 Parzellen am nordöstlichen Ufer des Neusiedlersees auf biodynamischen Weinbau im Jahr 2006, haben seine Gewächse nochmals an Klarheit, Eleganz und Komplexität gewonnen. Die meisten seinen Weine sind inzwischen biozertifiziert. Preisinger arbeitet nach der Lehre von Rudolf Steiner. Das heisst, er begrünt seine Weinberge, der Humusaufbau erfolgt durch Kompostgaben aus Kuh-und Pferdemist und die Pflanzenpflege erfolgt homöopathisch. Da diese Weingärten auch noch so ziemlich in alle Ecken des Pannobile Landes verstreut sind macht es seine Aufgabe nicht einfacher, dafür aber sehr viel abwechslungsreicher.
Der Winzer setzt zu 90% auf rote Traubensorten wie Zweigelt, Blaufränkisch, Sankt Laurent, Pinot Noir und Merlot. Die 10% weissen Sorten sind Chardonnay, Grüner Veltliner und Weissburgunder.
Die Philosophie von Preisinger ist demzufolge so einfach wie erfolgreich: naturnah und chemielos im Weinberg, Spontanvergärung und minimale Eingriffe im Keller, dazu ausschliesslich Gebiets-und sortentypische Weine.
Schlicht aussergewöhnlich ist auch die Aufmachung der Flaschen. Das Etikett besteht gerade mal aus einem unscheinbaren Schriftzug – «Claus» ist da zu lesen. Ansonsten sind nur die notwendigen weinrechtlichen Angaben, das war’s.

Die Weine
preisinger_zweigeltZweigelt 2008

Traubensorte 100% Zweigelt. Es zeigt sich im Glas ein dunkles Rubingranat mit einer feinen Randaufhellung. Ein für die Sorte typisch würziger und kirschfruchtiger, verführerischer Duft in der Nase. Auch noch ein Hauch Brombeeren und reife Zwetschgen. Frisch und weich am Gaumen mit eleganten Gerbstoffen und feinkörnigen Tanninen, eine saftige Kirschnote mit etwas Pfeffer, eine schöne, rauchige Mineralik, lang anhaltend, mit viel Frucht und Frische. Eine mittlere aber harmonische Komplexität im Abgang und wieder diese Kirschen und auch zarte Röstaromen im Nachhall. 17/20.

preisinger_pannobile_2006Pannobile 2008
Traubensorte 100% Zweigelt. Ein leuchtendes, dunkles Rubingarant im Glas. Dann steigen blaue Beeren, Brombeeren, Kirschen, Lakritze und etwas Kräuterwürze in die Nase. Der Gaumen ist gewaltig, aber kein Kraftprotz, alles ist samtig, fein, fruchtig, zart und überaus rund. Eine sehr ausgewogene Säurestruktur ist spürbar und ein reicher, fantastisch saftiger Körper, etwas Edelholzwürze und eine mineralische Note runden das eindrucksvolle Finish ab. 17.5/20.

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