Chasselas – alles andere als seicht

Zwei neue Bücher über die meistverbreitete Rebe in der Schweiz.
„En seichte Chasselas vom See“ meinte mein Grossvater immer wenn von dieser Traubensorte gesprochen wurde. Früher war das der Massenweisswein der Schweiz neben dem Riesling x Sylvaner. Aber hoppla – heute präsentiert sich diese Weinsorte mit stolz gewölbter Brust, gleich 2 Bücher kamen 2014 auf den Markt.

chasselasLes 99 chasselas à boire avant de mourir
von Jérôme Aké Béda und Pierre-Emmanuel Buss

Um es gleich vorweg zu nehmen, das Buch gibt es nur in Französisch und handelt praktisch ausschliesslich von den Weinen aus der „Romandie“. Die fängt bei Biel-Bienne Richtung Westen an und hört nach der Waadt in Richtung Wallis mit dem Fendant in Sion auf.

Jérôme Aké Béda ist Maître d’hotel und Sommelier in der Auberge de L’Onde in St. Saphorin quasi im „Herzen“ der Lavaux. In der Republik Elfenbeinküste geboren, kam er in die Schweiz um sich gastronomisch weiter zu bilden. Er wurde 2003 und 2005 zum besten Sommelier der Romandie gewählt.

Pierre Emmanuel Buss ist Journalist bei der Tageszeitung „Le Temps“ und schreibt seit einigen Jahren jeden Samstag eine Kolumne über Wein.

Beide sind seit 2013 Mitglied der renommierten Vereinigung Mémoire des Vins Suisses.

Beginnend im Kanton Genf mit 3 Weinen, werden an der la Côte 12 und im Chablais 13 Weine genannt, der Hauptteil liegt am Lavaux, wo nicht weniger als 40 Weine beschrieben werden. 17 Weine aus dem Wallis und 12 aus dem Drei-Seen-Anbaugebiet runden das Bild ab. Ein mageres Resultat aus der übrigen Schweiz: je ein Wein aus dem Tessin und der Deutschschweiz werden im Buch erwähnt.

Der Chasselas schlechthin wird seit über 350 Jahren im Waadtland angepflanzt und war zuerst unter dem Namen Fendant bekannt. Der Name kommt von „fendre“, was auf Französisch „aufspalten, sich spalten“ bedeutet. Der Grund für diese Namensgebung ist, dass die Chasselas Trauben beim Zerdrücken nicht platzen, sondern sich spalten.

chasselas2Man liest und blättert mit Freude in diesem schönen Buch. Die Weinregionen werden je- weils mittels stimmungsvollen Fotos vorgestellt, anschliessend werden die Weine auf je einer Seite mit Bild und Text dargestellt. Bei der Verkostungsnotiz sind auch Empfehlungen zu den entsprechenden Speisen zu finden. Als Beispiel hier genannt: une „demoiselle de Loctudy“, snackée,accompagnée d’un filet d’huile d’olive de Nyons et une étuvée de célerie.

chasselas3Am Schluss des Buches werden sämtliche Winzer resp. die Akteure gelistet und mittels eindrucksvollen schwarz/weiss Fotos dargestellt.

 Alles in allem ein Buch, das für sich beanspruchen darf, als Standard und Referenz für den Chasselas zu gelten.

 Am Besten geniesst man dazu einen schön frischen, süffigen und kühlen Chasselas wie der Vino Santo 2003 der Domaine Wannaz und lässt sich ein, auf einer Terrasse die untergehende Sonne zu geniessen und abzutauchen.

Zusammenfassung
Das Buch von Jérôme Aké Béda und Pierre-Emmanuel Buss genauso wie dasjenige von Chandra Kurt, „Chasselas – von Féchy bis Dézaley Ein weinkulinarisches Abenteuer im Waadtland“ bringen aus unterschiedlichen Richtungen den Chasselas in den Mittelpunkt. Sei es als Reiserzählung und spannend geschriebenes Kochbucht mit der Liebe zu Kochen, Essen und Weingeniessen – wie bei Chadra Kurt. Oder aber als Kanon der Westschweizerwinzer, mit Ihren Weinflaschen, Degustationsnotizen, Domainbeschrieben und Gastronomie Impulsen bei Jérôme Aké Béda. Sie ergänzen sich, wie Rebranken winden sie sich ums Thema Chasselas herum, immer wieder auf den Punkt landend, sich ergänzend und spielerisch weiter treiben … Ich empfehle Ihnen beide Bücher zu lesen um aus dem tollen Fundus schöpfen zu können. Nur im Dialog der Bücher wird der Chasselas zu dem was er ist – ein tiefgründiger und vielschichtiger Wein mit Tiefgang und Charakter – eben kein seichtes Wässerli.

Informationen:
99 chasselas à boire avant de mourir
Aké Béda, Jérôme; Buss, Pierre-Emmanuel
Verkaufspreis CHF 59.00
Verlag Favre,2014

Chasselas – Von Féchy bis Dézaley
Ein Weinkulinarisches Abenteuer im Waadtland
Chasselas – De Féchy au Dézaley
Un voyage à la découverte des trésors du vignoble vaudois
Chandra Kurt

Verkaufspreis CHF 44.90
orell füssli Verlag, Zürich, 2014

Die Bücher können bei den Verlagen oder im Buchhandel bestellt werden.

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