Királyudvar bedeutet Königshof und hat seine Wurzeln in der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie, als die Habsburger Kaiser auch gleichzeitig Könige von Ungarn waren. Der Tokaji Cuvée Ilona 1999 ist der Archetyp dafür, was dieses Weingut produziert.
Anthony Hwand (bekannt von der Domäne Huët an der Loire) kaufte in den späten 1990er Jahren viele Weinberge in Top Lagen. Heute besitzt er über 100 Hektaren, nicht nur als Investor sondern auch als Weinliebhaber. Das Weingut Kiralyudvar übernahm er 1997. Das Cuvée Ilona ist nach Anthonys Frau Evelyn (Ilona) benannt.
Der Wein
Klare, im Licht glänzende, rötliche Bernstein-goldene Farbe. Sehr florales und elegantes Bouquet, die typische Finesse des Furmint fällt sofort auf. Mineralische Komponenten, Quitte und eine schöne, ätherische, krautige Frische gestalten das unmittelbare Aromaspektrum, wobei diese Sinneseindrücke durch die Düfte des Anteils der Traubensorte „Lindenblättriger“ (Hárslevelű) ergänzt werden. Dieser Anteil macht sich vor allem durch florale Akzente bemerkbar. Abgerundet wird das vielschichtige und immer komplexer werdende Bouquet durch einen feinen, filigran ziselierten Touch von Akazienhonig. Eine feine, rauchige Komponente, Blütenpollen und dunkle, knusprige Brotrinde ergänzen den Aromabogen wunderschön.
Dieser Wein schien mir vor 11 Tagen bei der erstmaligen Verkostung eher ein elegantes Leichtgewicht zu sein. Heute, nachdem dieser Tokajer 11 Tage lang nur mit einem Vacuvin Kunststoffverschluss (ohne abpumpen) im Kühlschrank aufbewahrt wurde, verhält er sich ganz anders! Dieser Wein ist nicht einfach ein weiterer, im Keller gereifter 08/15 Standard Dessertwein aus Ungarn. Nein, hier handelt es sich um eine Cuvée, welche mit viel Bedacht assembliert wurde und sich nun in der halb vollen Flasche sehr gut entwickelt hat.
Am Gaumen eine mittlere Öligkeit. Eine feine Fruchtigkeit (reine und hochreife Aprikosen), ergänzt durch eine saftige Säure und eine vielschichtige, florale Aromatik in Kombination mit den im Bouquet bereits erwähnten, mineralischen Elementen. Zudem Akazien und Blütenhonig, komplementiert durch eine feine Rauchigkeit und Botrytiseinflüsse. Das ist komplex und vielschichtig. Eine kühle ätherische Komponente (Minze) und Kräuterwürze runden das Bild wunderschön ab.
Eine Cuvée, in Intensität und Zuckergradation zwischen einer Auslese und einer Aszu Essenzia. Als Analogie ziehe ich die Beerenauslese des Weingutes Kracher* heran. Diese liegt ebenso zwischen einer leichteren Auslese und einer Trockenbeerenauslese und hat den Anspruch, ein ideales Bindeglied sowohl was die Einsatzmöglichkeit in Kombination mit einer Speise als auch was die Gradation mit natürlichem Restzucker betrifft, herzustellen. Das ist ganz grosses Süssweinkino! 19.25/20.
Dieser Wein ist in der Schweiz nicht erhältlich. Der Tokaji Aszú 6 puttonyos 1999 „Lapis“ des Weinguts ist in Deutschland bei Tokajneum erhältlich.
*: Ich verweise hier auf unseren Bericht über die Kracher Beerenauslese.
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