Das Portfolio der prestigeträchtigen Etablissements Jean-Pierre Moueix enthält ein paar Schmuckstücke: Selbstverständlich Pétrus, aber auch La Fleur-Pétrus, La Providence und Hosanna. 1953 erwarb das Unternehmen das Chateau Trotanoy, welches zuvor den Familien Pécresse und vor allem Giraud gehört hatte.
Trotanoy, ein Médoc aus dem Pomerol, wie es ein erfolgreicher Blogger im November 2013 in einem Bericht über eine Vertikalverkostung schrieb oder eine Kraft der Natur, welche von einem ausgezeichneten Terroir und vom Savoir-Faire der Winzer profitiert?
Der 7.6ha grosse Weinberg befindet sich auf der westlichen Seite des Pomerol-Plateaus und erreicht dessen Gipfel, ganz in der Nähe der Chateaus Petrus, Lafleur und. Le Pin. Der Rebstockbestand mit einer Dichte von 6’200 Stöcken per Hektar teilt sich in 90% Merlot und 10% Cabernet Franc auf. In der Folge des Raufreifs von 1956 beträgt das Durchschnittsalter der Rebstöcke 35 Jahre, wobei gewisse über 60 Jahre alt sind. Manche Weinliebhaber fragen sich, woher der Name Trotanoy stammt. Die kleine Geschichte berichtet, „Trop anoy“ im Altfranzösisch bzw. „Trop ennui“ (dt. Zu viel Mühe oder zu viel Leiden) sei die Herkunft dieses Namens.
Die Dichte und der in jungen Jahren maskuline Charakter des Trotanoy findet seine Begründung im Boden des Weinbergs. Dieser ist nicht nur reich, lehmhaltig -er besitzt auch schwarzen Lehm-, wobei der Boden auf dem Plateau viel „Graves“ (Kies) aufweist. Der Untersatz enthält sehr viel Eisenkalke, was die Kraft, aber auch einen guten Teil der ausserordentlichen Komplexität des Weins erklärt.
Der Wein
Der Wein konnte im Rahmen der besonders gelungenen Veranstaltung „Rote Grössen aus Pomerol, Edelsüsse Legenden aus Sauternes“ der Zeitschrift Vinum, welche am 12. Juni im Zürcher Kongresshaus stattfand verkostet werden.
97% Merlot. Ein Monument bietet sich da an. Bereits im gigantischen, komplexen, vielschichtigen, aber auch aktuell eher verhaltenen Bouquet verführt der Trotanoy 2009. Lange schwenken und sich Zeit nehmen. Es ist Liebe auf den ersten Blick, und zwar eine ziemlich virile Liebe. Der Charakter des Terroirs lässt keine Frage offen, die Mineralität dient als Flugzeugträger zu einer Vielfalt weiterer, grossartiger Düfte wie süssliche, schwarze Johannisbeeren, Trüffel, Johannisbeerenlikör, saftige, schwarze Kirschen, Kirschenmarmelade, Dörrpflaumen, aber auch blühende Veilchen und auch etwas Würze,… Es ist da gerade diese Art von Erzeugnissen, welche man schnüffelt und stets etwas Zusätzliches, etwas Neues entdeckt. Vielleicht sogar etwas Kohle. Der Antrunk überrascht positiv, man erwartet einen Blockbuster und der Trotanoy 2009 kommt stattdessen auf seidigen Sohlen. Um schliesslich, einmal im Mund die Breite und die Schönheit seiner Kondorflügel zu entfalten. Dieser Gaumen erzwingt den Respekt, es gibt zum aktuellen Zeitpunkt nichts von der Maskulinität z.B. des Jahrgangs 2000. Stattdessen erweist sich der strukturierte, vollmundige und üppige 2009er seidig, elegant, ausgefeilt. Wiederum gibt es einen unerschütterlichen Charakter in diesem Gaumen. Die Tannine sind in Hülle und Fülle vorhanden, doch geschliffen und extrem finessenreich. Die perfekt eingebundene Säure liefert Frische und ist ein Garant für eine sehr lange Entwicklung. Bis zum unendlichen Abgang zeigt dieser Wein eine unglaubliche, doch extrem zivilisierte Kraft. Als ob man im Jahr 2009 wirklich anders als im Jahr 2000 arbeiten würde. 19.5/20