Weine mit 20/20 gibt es bei Vinum, der Schweizer Weinzeitschrift, nicht. So meinen es zumindest die Weinliebhaber. Doch stimmt es ganz und gar nicht. Ein Champagner, der Jacquesson Millésimé 2002, hat es geschafft, die maximale Bewertung zu erhalten. Und zwar nicht per Zufall.
Vorweg: Vinum gibt es zu, die Redaktion der Zeitschrift liebt die Erzeugnisse dieses 1798 gegründeten Champagner-Hauses dafür, was sie sind: „Die (WEINE würden wir am liebsten schreiben, gross und am besten noch fettgedruckt) dieses Hauses haben ausgeprägten Charakter. Es sind keine feingliedrigen Rokoko-Prinzessinnen, sondern barocke Haudegen mit Ecken und Kanten.“. Michel Bettane und Thierry Desseauve, welche nach dem französischen System bewerten (ein Wein mit 16/20 ist schon hervorragend) bewerten den Jacquesson 2002 mit 18.5/20.
Am 30. Mai 2014 verkosteten wir diesen Champagner. Ohne etwas darüber zu wissen und waren sofort begeistert. Derart sogar, dass sein Kontrahent, der Grand Cru V.P. (Vieillissement Prolongé) von Egly-Ouriet, welcher 2010 „dégorgé“ wurde, uns wie an der Grenze der Trinkreife vorkam.
Der Jacquesson 2002 offenbart zunächst eine faszinierende Farbe, welche denken lässt, dass dieser Champagner aus einem der zwei besten Jahrgänge der 2000er Jahre, älter sein könnte. Wir wetten auf 1996, ohne jedoch so sicher zu sein. Der 2002er ist eine gelungene, 8 Jahre lang auf der Hefe ausgebaute Assemblage aus 43% Chardonnay von Avize und Chouilly und 57% Pinot Noir von Dizy, Ay et Mareuil.. Es handelt sich da sogar um die letzte Assemblage des Hauses Jacquesson. Seitdem werden Lagenweine produziert. Champ Caïn und Terres Rouges sind zwei der schönsten Lagen in Dizy, drei Kilometer weit von Epernay. Der Jacquesson 2002 wurde nicht zuletzt mit einem Dosage von 2.5g/l als Extra-Brut ausgebaut.
In den Jahren 1996, 1997, 2000 und schliesslich 2002 wurde dieser Champagner produziert. Im Jahr 1997 wurden 9’000 Flaschen und im Jahr 2002 35’000 Flaschen abgefüllt.
Die delikate Nase enthüllt feine Düfte nach Golden Äpfeln, Nuss, Blüten gelber Blumen, etwas Blue Mountain Kaffee, Hefe, etwas Zitrusfrucht. Diese Nase fasziniert, verführt, zeigt sich ganz toll, frisch und komplex. Die Sinne werden buchstäblich geweckt. Höchstens überzeugt die Perlage nicht ganz, was wir aufgrund der Vinösität des Weins völlig in Kauf nehmen. Bereits beim Antrunk fällt die Säure positiv auf. Es gibt viel Charakter und Potential in diesem Champagner, wow! Die Säure verbindet alle Komponenten im Gaumen ideal. Frische, Fleischigkeit, Frucht und Tiefe sind die Merkmale, welche sofort in den Sinn kommen. Es gibt Schmelz und es schmeckt nach pürierten, eingekochten Äpfeln, die Sinne verlangen bereits nach einem weiteren Glas. Der Abgang ist lang und wir lassen uns entführen. 19/20. Ein Muss in jedem Keller.
Der Jacquesson 2002 ist in der Schweiz für CHF 88.- bei GlobalWine erhältlich