Wir bewerten den Dezaley Chemin de Fer Grand Cru 2010 von Luc Massy.
Helle, klare und intensive, im Licht glänzende, goldgelbe Farbe.
Im ersten Eindruck ein herrlicher, mineralisch-frischer Auftakt. Gelbe Frucht und Blütenpollen, etwas cremige Süsse und eine dezente Röstnote sowie florale Elemente ( u.a. Lindenblüten und Margaritenblüten), ergänzt durch eine dezente, ätherische Kräuternote, runden das schöne Aromaspektrum ab. Dieser Wein beginnt sich mit der langsam zunehmenden Temperatur im Glas schnell weiter zu entwickeln.Reife Birnenfrucht, Rauch, Feuerstein und eine salzig-mineralische Komponente sorgen dafür, dass der Aromabogen weiter spannend bleibt und sich im Glas immer weiter entwickelt und der Wein trotz seiner über drei Jahre in der Flasche wie eben erst vor einigen Monaten abgefüllt, daherkommt……
Am Gaumen hätte ich nach dem Bouquet im Glas im ersten Moment eigentlich einiges mehr an Komplexität erwartet. Der Gaumen ist recht kompakt und eher verhalten. Allerdings ist eine gute Säurestruktur vorhanden, ergänzt durch eine salzig-mineralische Komponente, welche der anfänglich am Gaumen dominant wirkenden Fruchtsüsse sehr gut Gegensteuer geben kann. Das ist kein einfacher Aperowein, welcher einfach so getrunken werden sollte. Das ist ein komplexer Wein, welcher sich erst mit einer entsprechenden Speisebegeleitung (z.B. einem gedämpften Süsswasserfisch mit Kartoffeln als Stärkebeilage und einer Gemüsebeilage wie Artischockenherzen, ergänzt durch frische Saisonkräuter), zu seiner wahren Höchstform entwickeln kann.
Obwohl sehr oft Schweizer Hartkäse ( z.B. Etivaz alpage, Sbrinz, gereifter Appenzeller etc.) und Weisswein aus dem Lavaux als ideale Kombination vorgeschlagen werden, empfinde ich diesen Vorschlag bei diesem Wein in seinem heutigen Zustand nicht als optimale Verbindung. Dies dürfte sich allerdings, wenn der Wein noch einige Jahre mehr Kellerreife erfahren durfte, deutlich ändern….
Der Wein hat eine tolle Intensität, und bleibt zu jedem Zeitpunkt finessenreich und nebst dem animierenden Mundgefühl (Balance der Fruchtsüsse im Verhältniss zur Cremigkeit) sowie seiner mineralisch-salzigen Komponente ein grosser Weisswein, welcher keinen Vergleich mit top Weissweinen aus der ganzen Welt zu fürchten braucht. Ein langer und vielseitiger, noch überproportional fruchtig wirkender Abgang rundet das tolle Genusserlebniss ab. 18.5/20
Nachtrag: Drei Wochen später habe ich mir noch den Rest, der bei der Erstellung dieses Berichtes übrig geblieben ist (ca. 0.5 dl) ins Glas eingeschenkt und geprüft, wie sich der Wein entwickelt hat. Ich kann meine Aromaeindrücke nur noch einmal bestätigen. Der Wein ist überhaupt nicht müde oder gar oxidiert. Das bestätigt seine Qualität und Klasse!