Doch, doch, es gab auch besonders begabte Winzer neben den „jungen Wilden“ im Tessin. Wenn uns Daniel Huber, Christian Zündel und Adriano Kaufmann mit genialen Weinen verwöhnen, wäre es voreilig, ein Talent wie Feliciano Gialdi zu vergessen. Sein Sassi Grossi hat nicht per Zufall Kultstatus.
Wir bewerten den Jahrgang 2010.
Zunächst fällt die dichte und sehr saubere Purpurfarbe positiv auf. Gleich wird die Lust geweckt, sich ein Glas auszuschenken. Es ist wie die Begegnung einer gesunden, runden Frau mit einem Hedonisten, alle Sinnesdetektoren stehen auf grün. Die erste Nase bestätigt diesen Eindruck. Wenn das Edelholz (aus französischen Fässern) aktuell noch dominiert, öffnet sich ein breites und komplexes, tiefsinniges und dichtes Bouquet. Man könnte es mit dem gleichen sinnlichen Fleiss enthüllen wie bei der vorher verwendeten Metapher, Schicht um Schicht, um schliesslich die Quintessenz dieses grandiosen Weines zu entdecken. Allerlei Beeren, rote und blaue, Johannisbeeren, Brombeeren, Himbeeren, inzwischen etwas eingemachte Pflaumen, irgendwann später Röstaromen, vielleicht etwas noble Kochscho-kolade, Cappucino, vielleicht sogar Ristretto, es ist eine präzise, generöse und verführerische Nase, welche uns da entgegenkommt.
Der Gaumen knüpft daran an und steht diesen Düften in nichts nach. Es ist Spass pur, was da angeboten wird und wir verstehen umso besser, dass ein Burgunder Winzer jeweils ins Tessin fährt, wenn dieses Erzeugnis von Gialdi entkorkt wird. Die 13.5% Alkohol sind perfekt eingebunden und bringen Stabilität, ja sogar einen Hauch mehr Komplexität im Sinne, dass diese solide Struktur nicht zusammenbricht. So viel Schmelz und so viel Frische, so eine hervorragende Tiefe und Vielschichtigkeit. Bis zum langen Abgang ist dieser Wein eine ganz grossartige Leistung. Kaum zu glauben, dass er einen Bruchteil zahlreicher Erzeugnisse der Rive Droite von Bordeaux kostet.
19/20.
Der Wein ist u.a. bei Ullrich für CHF 49.80 erhältlich.
Ciao JF, der Sassi Grossi 2010 ist sehr schön. Damit gehe ich einig mit dir. Einzig macht nicht Feliciano Gialdi den Wein, sondern sein genialer Önologe Freddy de Martin… Das müsstest du korrigieren, sonst stimmt deine Aussage nicht 😉 LG Philipp