Trapletti Nebbiolo 2010

Wir bewundern den Menschen, den Winzer und seine Weine.. Enrico Trapletti ist deshalb auch nicht irgendein Weincharakter in der modernen Weinlandschaft. Wir bewerten seinen Nebbiolo.

trapletti2010Was Enrico Trapletti mit dem für den Tessin so charakteristischen Merlot orchestriert erstaunt niemanden mehr, beeindruckt aber gleichzeitig alle. Es geht hier um den vermeintlich einfachen Gaio, eigentlich ein ehrlicher und herrlicher Wein für den unmittelbaren Genuss, seine nun etablierten Culdrée mit Holzausbau und den Trapletti mit Stahltank-ausbau. Da hat der im Coldrerio (im Mendrisiotto-Anbaugebiet) angesie- delte Winzer gezeigt, dass er den „jungen wilden“ Deutschschweizern (Daniel Huber, Adriano Kauffmann, Christian Zündel) ebenbürtig ist. Hier wird Merlot nicht vinifiziert, sondern zelebriert und jeder Wein besitzt seine eigene Persönlichkeit.

fumagalliNun ist Enrico Trapletti kein Winzer, der Jahrzehnte lang immer die gleichen Weine ausbaut. Seien sie noch so grossartig, ja sogar genial. Solche Erzeugnisse werden ihm zur vollkommenen Zufriedenheit nie genügen. Die Art und Weise, wie er sich zu Gunsten eines völlig ins Vergessen geratenen Weinguts aus der gleichen Gemeinde als „Önologen“ einsetzt, spricht in diesem Sinne eine eindeutige Sprache. Fumagalli ist nicht nur ein Weingut, welches tolle Weine produziert, weil Enrico Trapletti der benachbarten Besitzerfamilie berät. Nein, auf keinen Fall. Enrico Trapletti setzt sich für den Erfolg dieses Weingutes so ein, als ob es sein eigenes Baby wäre. Die Weine, welche wir im Rahmen der Tessiner Veranstaltung vom 17. Oktober 2013 in Zürich verkostet haben, erweisen sich als preiswert und besonders gelungen. Insbesondere der Ronco d’Arzo 2012 (18/20) und der Sud Sud Sud – Merlot Barrique 2011 (17.5/20).

enrico2013Nun zurück zum neuen Nebbiolo-Wein von Enrico Trapletti. Ja, Sie haben richtig gelesen, Trapletti baut Nebbiolo im Tessin an. Vor 100 Jahren sei die piemontesische Rebsorte in Mendrisiotto kultiviert worden (was mich übrigens auf eine Rückkehr des Merlot Bianco hoffen lässt). Elio Altare, der renommierte Winzer der weltweit berühmten Barolo-Gemeinde La Morra überzeugte Trapletti, dass sich der Versuch lohnen würde, Nebbiolo wieder anzubauen. Gesagt ist getan und wir konnten nun zwei Monumente verkosten. Der Namumba („die Bombe“) ist ein ultrararer Wein, welchen wir bereits bewertet haben und, welcher bei jeder Verkostung seine sehr hohe Rangierung bestätigt. Der Namumba ist nicht nur aromatisch und körperlich eine Bombe, welche hemmungslos mit einem Peby-Faugères oder einem Masseto verglichen werden könnte (wenn es nur die Frage der Rebsorte nicht gäbe), sondern auch eine faszinierende Assemblage von 40% Nebbiolo, dann Cabernet Franc, Merlot, Petit Verdot, Arinarnoa und Galotta. Dieser Namumba wird in drei Etappen, jeweils in neuen Barriques, ausgebaut.

Das zweite Erzeugnis ist ein reinsortiger Nebbiolo, welcher eben auch so heisst. Die Rebstöcke wurden 2001 angepflanzt. Wir haben den Jahrgang 2010 verkostet.

Nebbiolo 2010
Klassische Nase mit viel Kirschentönen, aber auch Veilchen und Lakritze. Dicht, kompakt, lebhaft und einladend. Das Holz ist sehr schön eingebunden, die Frucht dominiert und wirkt generös. Selbstverständlich jung. Der Gaumen ist weniger demonstrativ als beim Namumba, besitzt allerdings eine athletische Statur wie ein Langläufer. Der voluminöse Körper gleicht die Säure aus und die Kombination beider mit der Aromatik lässt niemanden gleichgültig. Trotzdem mehr Delikatesse als Muskel, vielversprechende Entwicklungsperspektiven sind auch ganz klar vorhanden. Die Tannine sind zwar prägnant, aber auch feingliedrig. Toller Abgang. 18.5/20.

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