Im Rahmen der Veranstaltung „Deutsche Rieslinge 2012“ , welche Gerstl Weinselektionen am 17. September 2013 mit 23 Tenoren der deutschen Weinlandschaft organisierte, hat uns vor allem ein Wein besonders positiv gestimmt: Der Sekt brut Reserve Cuvée „Mo“ 2006 von Armin Diel.
Deutsche Rieslinge 2012
Eigentlich hatte die Veranstaltung zum Ziel, die Weine von diesem spezifischen Jahrgang zu präsentieren. Ein schwieriger Jahrgang ist 2012 ganz bestimmt. Denn 2012 ist in Deutschland etwa so verlaufen wie 2011 im Burgund. Kühl, regnerisch, heterogen, was zu Coulure (Verrieselung) führte, widersprüchlich, was auch den Befall von Krankheiten wie Millerandage verursachte und wieder nass, was dieses Mal Peronospora bzw. Meltau auslöste. August, September und Oktober retteten, was noch zu retten war. Die Winzer wurden also ordentlich strapaziert und mussten laufend in ihren Weinbergen sein, um die Entwicklung der Knospen, der Blüten und nicht zuletzt der Trauben intensiv zu überwachen. Wer sich schliesslich dieser Regel nicht verpflichtet hat wurde gnadenlos bestraft. Das Ergebnis dieser Wetterbedingungen war ein Ausfall von bis zu 30% bei der Ernte im Rheingau, während andere deutsche Anbaugebiete wie z.B. Rheinessen kaum beeinträchtigt wurden. Zwei weitere Ergebnisse waren einerseits die sehr hohe Säure, welche diese Weine enthalten (insbesondere die Rieslinge), andererseits die bemerkenswerte Absenz vom Botrytis. Dafür bieten die Weine immer wieder eine tolle Frucht.
Im September 2013 haben wir ca. 100 deutsche Rieslinge des Jahrgangs 2012 verkostet. Mit heterogenen Ergebnissen, mit mehr oder weniger Begeisterung. Wenn gewisse Weingüter anschein- end deutlich besser gearbeitet oder mehr Glück gehabt haben (von Winning, Wagner-Stempel um nur zwei zu nennen), haben uns viele Erzeugnisse nachdenklich gestimmt.
Was mich anbelangt, überzeugt mich ein deutscher Riesling, wenn das Zusammenspiel zwischen Botrytis und Säure ideal ist. Allerdings nicht mit der gleichen Ausprägung wie bei einem Sauternes! Ein deutscher Wein ohne Fett und ohne Restzucker ist ein Kabinett oder ein trockener Wein (möglicherweise sogar ein Grosses Gewächs). Im Verlauf der letzten 14 Jahre haben uns die deutschen Winzer kaum einen Jahrgang geliefert, in welchem beide Charakteristiken, also Fett und Botrytis, zusammen fehlten. In meinen Augen, auch wenn ich weiss, dass das eine das andere nicht verhindert, ist eine trockene Spätlese eine Anomalie, eine trockene Auslese ein Unsinn, auch, wenn es existiert. Daher steht 2012 meines Erachtens im Abseits. Was wiederum und genauso wie für den Burgunder Jahrgang 2011 nicht bedeutet, dass ein aufgeschlossener und geduldiger Weinliebhaber den deutschen Jahrgang 2012 ausser Acht lassen darf.