Rheinessen: Der Jahrgang 2013 erfordert Geduld

Die Weinlese beginnt so spät wie schon lange nicht mehr.

Die Kontrolle der Traubenqualität und der Mostgewichtsentwicklung gehört derzeit zum Tagesgeschäft der Winzer.

Eigentlich sind die Winzer in Rheinhessen um diese Zeit schon voll und ganz mit der Weinlese beschäftigt. Eigentlich – aber dieses Jahr ist alles ganz anders. Alle Vorbereitungen im Kelterhaus sind getroffen, aber die Traubenreife ist einfach noch nicht so weit fortgeschritten wie sich die qualitätsorientierten Winzer in Rhein-hessen das vorstellen. Die derzeitige Witterung spricht auch dafür, noch zu warten und jeden Strahl der „Altweiber-Sonne“ zu nutzen. Mit jedem schönen Tag können die Trauben noch 0,5 bis 1 Grad Oechsle an Süsse zunehmen, gleichzeitig baut sich die augenblicklich noch recht knackige Säure ab. Die Intensität der Aromen nimmt insbesondere bei den warmen Tagen und kühlen Nächten von Tag zu Tag und von Nacht zu Nacht weiter zu.

Bisher wurden einzelne Weinberge der frühreifenden Rebsorten Ortega, Huxelrebe und Frühburgunder gelesen. Diese zeigen bezüglich der Mostgewichte und auch der Säure ein durchaus positives Bild. Insbesondere ausgedünnte Frühburgunder-Anlagen, welche für die Produktion von Weinen der Selection Rheinhessen vorgesehen sind, zeigen eine tolle Reife und geben allen Grund zur Freude.

In Weinbergen, die für höhere Qualitäten vorgesehen sind und auch bei den roten Sorten, lesen die Winzer jetzt selektiv vor. Bei den Rotweinsorten können Trauben mit leichter Botrytis ohne weiteres zu Roséwein bereitet werden. Die gesunden Trauben können dann weiterreifen und zur Rotweinbereitung verwendet werden.

Die Gründe für diese späte Lese liegen ziemlich genau 100 Tage zurück. Das ist genau der Zeitraum, den die Trauben für ihre Entwicklung brauchen. Der Juni war 2013 nass und kühl. Die Blüte kam infolgedessen nur sehr schleppend in Gang. In den frühen Lagen am Rhein und im südlichen Rheinhessen begann sie zwar wie im Durchschnitt der Jahre Anfang Juni, zog sich aber über mehrere Wochen hin und führte infolgedessen zu einem verminderten Fruchtansatz. In den späten Lagen im Hügelland blühten die Trauben erst mit dem Wechsel zu sommerlichen Temperaturen Ende Juni, also erst 10 bis 14 Tage später als im langjährigen Durchschnitt.

An diesem Rückstand konnte auch der wunderschöne Sommer nichts ändern. Gerade an extrem heissen, trockenen Tagen, wie wir im Juli einige hatten, stockt das Wachstum der Weinberge. Erst wenn die vegetative Entwicklung des Rebstocks abgeschlossen ist, beginnt die eigentliche Traubenreife und das war dieses Jahr erst Anfang September der Fall, also zu einem Zeitpunkt an dem in den Vorjahren schon die Lese begonnen hatte.

Diese späte Entwicklung kann sich aber auch durchaus positiv für die Traubenqualität darstellen. Die Aromen entwickeln sich bei kühlen Temperaturen im September viel intensiver als bei heissen Tagen und warmen Nächten im August. Die Alkoholgehalte werden dieses Jahr eher moderat ausfallen. Aber das ist genau das, was sich viele Weinfreunde wünschen: Fruchtige leichte gut trinkbare Weissweine. Also gibt es keinen Grund sich Sorgen um diesen Jahrgang zu machen. Bleiben die Trauben noch längere Zeit gesund können daraus noch grosse Weine werden.

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